Kultur

"Oper darf doch kein Museum sein"

Ein packendes Eifersuchtsdrama samt Todesopfer, eine Nonne, die letztlich Selbstmord begeht und eine brillante Erbschleicher-Komödie – drei so unterschiedliche Einakter hat Giacomo Puccini zu seinem "Il trittico" gebündelt. Ab Mittwoch zeigt der junge italienische Regisseur Damiano Michieletto im Theater an der Wien seine Sichtweise auf "Der Mantel", "Schwester Angelica" und "Gianni Schicchi" – drei Stücke, die "durch eine Atmosphäre der latenten Gewalt" verbunden sind.

Michieletto, dessen Interpretation von Puccinis "La Bohème" zuletzt bei den Salzburger Festspielen Publikum wie Kritik spaltete, weiter: "Wir haben ein Einheitsbühnenbild für alle drei Werke geschaffen. Container werden die Enge und die Unfreiheit der Protagonisten symbolisieren. Und wir wollen auch zeigen, dass alle drei Opern sehr eng miteinander verwandt sind. Denn auch ,Gianni Schicchi" ist nur sehr bedingt lustig."

Lernfaktor

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Dass seine Arbeiten oft kontroversielle Reaktionen hervorrufen, ist Michieletto klar. "Ich lerne viel dank der Zustimmung oder Ablehnung seitens des Publikums und auch der Kritiker. Ich überprüfe meine Inszenierungen dann auch immer wieder auf ihre Gültigkeit. Aber ich denke, dass es wichtig ist, Oper in die Gegenwart zu bringen. Ich versuche herausfinden, was uns das eine oder andere Meisterwerk heute zu sagen hat. Oper darf doch kein Museum sein."

Diese Gefahr besteht bei Michieletto nicht. In Graz wird der gebürtige Venezianer demnächst seine Sicht auf Donizettis "Liebestrank" präsentieren, bei den Salzburger Festspielen setzt er sich 2013 mit Verdis "Falstaff" auseinander, und auch das Theater an der Wien hat Michieletto bereits für eine neue Produktion engagiert. "Das Theater an der Wien ist ein tolles Haus, denn hier kann man szenisch etwas riskieren, hier ziehen alle an einem Strang."

Das war bei den Proben zu "Il trittico" auch notwendig. Immerhin musste Dirigent Kirill Petrenko mitten in den Vorbereitungen aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch werfen. Für ihn sprang der junge Israeli Rani Calderon ein. Michieletto: "Das hat den Druck erhöht. Aber manchmal ist Stress ja auch etwas Positives."

Zur Regie kam Michieletto übrigens zufällig. "Ich habe als Schauspieler begonnen, aber ich habe bei jeder Probe ständig dazwischengeredet und alles besser gewusst. Irgendwann sagte man zu mir: ,Bitte, hör’ auf zu reden, sondern inszenier’ doch selbst." Lachend: "Und da man Regie ja nicht wirklich studieren kann, habe ich das gemacht. Jetzt muss ich mich damit abfinden, dass Regisseur auch ein Beruf ist."

"Il trittico": Die Daten und Fakten

Werk
Giacomo Puccinis Zyklus "Il trittico" besteht aus den Einaktern "Il tabarro" ("Der Mantel"), "Suor Angelica" ("Schwester Angelica") und "Gianni Schicchi" und wurde 1918 in New York (MET) uraufgeführt. Heute sind zyklische Aufführungen eher selten.

Produktion
Regie: Damiano Michieletto. Dirigent: Rani Calderon. ORF Radio-Symphonieorchester. Mit u. a.: Roberto Frontali, Patricia Racette, Maxim Aksenov, Marie-Nicole Lemieux, Ekaterina Sadovnikova.

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