Kultur

Österreichs Film: Was passiert nach dem Jubel?

Großer Jubel herrscht im Hause Österreich, nachdem Michael Haneke für "Amour" in Cannes die Goldene Palme erhalten hatte. Auch Ulrich Seidls Teilnahme mit "Paradies: Liebe" trug wesentlich zum Renommee des österreichischen Films bei.

Nun steht noch dazu nach Meinung vieler auch wieder eine "österreichische" Oscar-Nominierung an. Sollte Hanekes Film für den Auslands-Oscar nominiert werden, müsste er theoretisch als österreichischer Film gelten, glaubt Veit Heiduschka, Chef der Wega-Film und österreichischer Ko-Produzent von "Amour". Die Franzosen würden Haneke als österreichischen Autor ansehen.

Dabei ist – auch abseits jeder chauvinistischen Debatte über Nationalitäten – die Förderrealität eine andere. Die Produktionskosten von acht Millionen Euro wurden nur zu zehn Prozent von österreichischen Geldern beglichen. Deutschland zahlte doppelt so viel, Frankreich übernahm 70 Prozent. Ist der nun wieder erfolgende Ruf nach mehr Geld für den österreichischen Film also berechtigt? "Auf jeden Fall", betont Martin Schweighofer von der Austrian Film Commission: "In den letzten Jahren ist das Budget gleich geblieben, sodass sich die Schere zwischen den Produktionskosten und den Fördermitteln vergrößert hat."

Mehr Mut

Trotzdem habe die Filmförderung – pro Jahr gibt es insgesamt knapp 70 Mio. Euro – auch viel richtig gemacht: "Hätte Haneke seinen ersten Film ,Der siebente Kontinent" in Deutschland gedreht, wäre es danach vorbei gewesen. In Österreich muss man nicht so nach dem Markt schielen und kann in der Förderung mehr ,ausfransen"", meint Schweighofer: "So kann man sich auch zu Filmemachern wie etwa Seidl bekennen, deren Filme ungewöhnlicher sind."

Auch Heiduschka stößt in diese Richtung: "Wir trauen uns mehr", sagt er. "Hierzulande ist die Filmförderung näher an den Künstlern dran. Trotzdem: Mehr Geld ist absolut notwendig. Zumindest jene 20 Millionen Euro, die in der Regierungserklärung dem Filminstitut (ÖFI) versprochen wurden, sollten endlich ausgeschüttet werden. Es gibt viele Lippenbekenntnisse, aber niemand steigt auf die Barrikaden."

Kulturministerin Claudia Schmied sieht die Sache anders: "Die Ministerin setzt sich sehr für den österreichischen Film ein und weiß seinen Stellenwert zu schätzen", so deren Sprecherin: "Seit Schmieds Antritt 2007 ist das ÖFI-Budget von 9,6 auf 16,6 Millionen Euro gestiegen. Wir setzen uns weiterhin für die 20 Millionen ein, waren aber heuer in Anbetracht der Finanzlage froh, das Budget zumindest gleich halten zu können."

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