"Österreichisches steht im Fokus"
Von Christoph Silber
Während Österreich auf den Song Contest blickte, hat die Hochsaison für Film- und Serien-Produktionen begonnen. ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner im Gespräch.
KURIER: Was sind die generellen Leitlinien des ORF bei der Beauftragung von Produktionen?
Kathrin Zechner: Unser wichtigster Erfolgsfaktor beim Publikum sind österreichische Produktionen. Darauf liegt unser Fokus. Wichtig dabei ist der authentische und ehrliche Umgang mit den Figuren und ihren Lebenswelten. Da sind wir gut unterwegs, das zeigen Erfolgsproduktionen wie "Vorstadtweiber", "Copstories", die "SOKOs" oder "4 Frauen". Das gilt für unseren "Tatort" oder die Landkrimis, aber auch für starke Historien wie "Berta von Suttner", moderne Dramen wie "Die Auslöschung" bis hin zu Komödien. Dieses Land kann schreiben, spielen, inszenieren auf internationalem Niveau.
Unsere Partnersender, überwiegend ZDF und ARD, haben natürlich ähnliche Überlegungen. Auch sie wollen regionale Inhalte. Bei Co-Produktionen müssen auf redaktioneller Ebene Kompromisse gefunden werden. Wichtig ist, dass die Erzählung und Plausibilität darunter nicht leidet. Starke Geschichten und Charaktere – wie eben die "Vorstadtweiber" aus Österreich oder "Der letzte Bulle" aus Deutschland – funktionieren in beiden Ländern. Es gibt aber auch Projekte, bei denen eine Zusammenarbeit nicht sinnvoll ist, weil die fiktionalen Lebenswelten zu unterschiedlich sind. "Braunschlag" war so ein Projekt.
Welche Auswirkungen hatte der Song Contest auf die Film-und Serien-Produktionen?
Der Song Contest hat das Gesamtprogramm bereichert, wie es auch eine finanziell herausfordernde Fußball-WM tut – mit dem Vorteil der Gestaltungshoheit. Solche Sonderevents sind eine Gesamtleistung des Unternehmens. Ich bin sehr glücklich, dass dieses größte Event in der ORF-Geschichte auf allen Ebenen gelungen ist und ein großer Erfolg beim Publikum war. Die gerade in Produktion befindlichen Film- und Serienprojekte zeigen aber, dass wir uns nicht nur darauf fokussiert haben.
Was sind wichtige Vorhaben?
Wir starten noch heuer die Reihe "Universum History", die sich der Geschichte der Bundesländer widmet. Wir finalisieren gerade "Kleine große Stimme", die Geschichte eines Besatzungskindes bei den Sängerknaben – eine wunderbare fiktionale Ergänzung zu den Republiksjubiläen des heurigen Jahres. Wir feiern im Herbst 60 Jahre Fernsehen mit sechs großen Shows, in denen wir die gute Teamarbeit über alle ORF-Medien hinweg fortsetzen, die wir beim Song Contest gezeigt haben.
Trotz knapper Budgets starten auch Drehs zu Großproduktionen wie jetzt "Pregau" und demnächst "Maximillian".
Das Fernsehbudget ist seit Jahren konstant bis sinkend und diese Projekte verfolgen wir bereits seit geraumer Zeit. Die Realisierung ist möglich, weil wir deutsche und internationale Partner dafür begeistern konnten. Die Budgetsituation beeinflusst natürlich die Schlagzahl an Produktionen, die wir realisieren können. Anders gesagt: Die Sendeminuten, die wir mit österreichischen Inhalten füllen können, werden selbstverständlich bei knapperen Mitteln weniger.
Finanzdirektor Grasl liebäugelt mit dem Aus für die Formel 1. 15 Millionen könnten in Film und Serie investiert werden.
Wir haben in der Geschäftsführung einen klaren Verhandlungsrahmen festgelegt, den Sportchef Hans Peter Trost verfolgt – Ausgang in beide Richtungen offen.
Kamera läuft: Hochbetrieb bei ORF-Dreharbeiten
TV-Event
In der Steiermark gestartet ist der Dreh für den Krimi-Mehrteiler „Pregau“ mit Maximillian Brückner, Ursula Strauss und Patricia Aulitzky. Ab August wird der Event-Mehrteiler „Maximilian“ über den Kaiser von Mexiko gedreht. Andreas Prohaska führt Regie.
Weiters laufen in Salzburg die Arbeiten an der internationalen Produktion „The Trapp Family“ sowie für den Landkrimi „Drachenjungfrau“ mit Manuel Rubey. Für neue „Bergdoktor“-Folgen steht Hans Sigl vor der Kamera. Die „SOKOs“ in Wien und Kitzbühel ermitteln, wie auch die Polizisten in den „CopStories“. Auch die „Vorstadtweiber“ sorgen für Nachschub. Bereits in der Postproduktion ist „Kleine große Stimme“. Ursprünglich eine Idee, die von Michaela Ronzoni für die Vereinigten Bühnen entwickelt wurde. „Ein starker Film“, so Zechner. Und hochkarätig besetzt mit David Rott, MIriam Stein.