Kultur

Österreichischer Maler Jürgen Messensee gestorben

Der Maler Jürgen Messensee galt als Einzelgänger in der österreichischen Kunstszene, der sich eine besondere Position zwischen den Strömungen von Informel und Tachismus erarbeitete und zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation zählte. Malerei war für ihn eine „Methode des Denkens“, wie er einmal erklärte. „Ich bin kein Künstler, ich weiß nicht, was das ist“, erklärte er einmal. 

Nun ist Messensee im 89. Lebensjahr gestorben. Das wurde dem KURIER aus dem direkten Familienumfeld bestätigt. Messensee hatte im Vorjahr den Verlust seiner einzigen Tochter Caroline - sie war für das Auktionshaus "Artcurial" tätig gewesen - verkraften müssen. Vor kurzem war auch sein Bruder verschieden.

Einen eisernen Willen behielt sich der kompromisslose Künstler aber bis zuletzt: Dieser zeichnete auch sein künstlerisches Werk aus, das ganz zentral um das Motiv des Frauenaktes kreiste, aber letztlich einen eigenen Kosmos zwischen Abstraktion und Figuration bildete.

"Bedeuten halt irgendwie Kunst"

Zu seinen Sammlern gehört unter anderen auch Elfriede Jelinek, die ihre vom schwedischen Fernsehen aufgezeichnete Rede zur Verleihung des Literatur-Nobelpreises 2004 vor einem Bild des Künstlers hielt. In ihrem Text „Jürgen Messensee: beste Arbeit!“ schrieb Jelinek: „Die Bilder ziehen sich ihre Farben nicht an, um zu beweisen, daß sie da sind, gefangen auf ihrem Untergrund, und dann bedeuten sie halt irgendwie Kunst, sondern diese Bilder stellen ihre Arbeit des Entstehens und des dann in sich Fortschreitens aus.“

Messensee kam am 29. August 1936 in Wien zur Welt und studierte von 1955 bis 1960 bei Sergius Pauser an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. 1973 nahm er an der XII. Biennale von Sao Paulo teil. Messensee-Ausstellungen gab es u.a. 1987 in der Wiener Secession (wo er 1973-2000 Mitglied war) und in der Kunsthalle Bremen, 1990 in der Albertina, 1993 im Kunsthistorischen Museum Wien, 2003 zur Eröffnung des Lentos Kunstmuseums, 2006 in der Sammlung Essl in Klosterneuburg oder 2010 in der Galerie Welz. Von über 200 nationalen und internationalen Ausstellungen war auf seiner Homepage die Rede. 2007 wurde Messensee mit dem „Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“ ausgezeichnet.

An Klassikern orientiert

Ein längerer Aufenthalt in Frankreich beeinflusste ihn maßgeblich, und zu Beginn der 80er Jahre orientierte sich Messensee eine Zeit lang an klassischen Vorbildern wie dem späten Tizian, Cezanne und Velazquez. Das Studium der Porträts des spanischen Hofmalers im Wiener Kunsthistorischen Museum inspirierte ihn zu seinen Interpretationen der „Infantinnen“.

Der weibliche Körper diente Messensee als Metapher für Realität, sei es als gesamte Figur, allein oder verdoppelt, als Porträt oder als Körperfragment. Der Künstler verdichtete und abstrahierte gern in wenigen Strichen in Verbindung mit Farbflächen aus Orange, Rot und Rosa. Seine Fragestellung gegenüber der Malerei lautete, „wie Information über Kunst unter den Bedingungen unserer Zeit durch Malerei mitgeteilt werden kann“. Malerei war für Messensee eine Disziplin, die die Welt betrachtet: „Als Maler reflektiere ich was geschieht, um diese Resonanz in etwas Übergeordnetes zu führen“, sagte er.