Österreichischer Hollywoodstar gestorben
Von Georg Markus
Vor einigen Tagen ging still und leise ein alter Herr von dieser Welt, der einst in Hollywood an der Seite von Katharine Hepburn, Errol Flynn und Peter Lorre vor der Kamera stand. Sein Name war Turhan Bey, er lebte seit vielen Jahren wieder in Wien und konnte mit seinen 90 Jahren unerkannt durch die Straßen gehen, weil seine große Zeit schon lange vorbei war. Doch damals, in der alten Filmmetropole, war er einer jener Österreicher, die Karriere machten – wie manch anderer, den man aus seiner Heimat vertrieben hatte.
Was tut Gott?
Turhan Bey war 1922 als Sohn einer Badenerin und eines Adjutanten an der türkischen Botschaft in Wien zur Welt gekommen. Da seine Mutter Jüdin war, floh er 1939 in die USA, wo er durch reinen Zufall Schauspieler wurde: "Ich besuchte eine Sprachschule, um mein Englisch etwas aufzubessern", erzählte er, "der Direktor dieser Schule führte nebenbei ein kleines Theater, in dem ich ein paar Mal nur so zum Spaß auftrat. Was tut Gott? In einer der Vorstellungen saßen Talentsucher der Warner Brothers. Und engagierten mich für eine Rolle in dem Film "Footsteps in the Dark".
Als Partner von Errol Flynn fiel "der Wiener mit dem exotischen Sexappeal" sofort auf. Er bekam weitere Rollen, vorerst in B-Movies, doch mit "Arabian Nights" kam der Durchbruch, der dazu führte, dass er 1944 in "Drachensaat" den Ehemann von Katharine Hepburn spielte und zum Frauenschwarm wurde.
Bey drehte rund 40 Filme, oft als Hauptdarsteller, und wurde ein Star. "Ich ging auf Partys, lernte Walt Disney, Charles Laughton, Charly Chaplin und Clark Gable kennen, Judy Garland und David Niven zählten zu meinen Freunden. Wir Europäer waren auf den Partys sehr beliebt, weil man uns für besonders charmant hielt."
Noch im Krieg sorgte der Wiener plötzlich für Schlagzeilen in den amerikanischen Boulevardzeitungen, als Lana Turner, das damalige Sexsymbol der USA, einer Klatschkolumnistin verriet, "dass Turhan Bey die große Liebe meines Lebens ist". Und sie ihn bald heiraten würde.
Die Affäre mit der Hollywood-Schönen dauerte eineinhalb Jahre und endete – weil er sie nicht heiraten wollte. "Ich bin für die Ehe nicht geschaffen", meinte er 2007 im KURIER-Interview, "ich hätte eine Heirat als Zwang empfunden, ich wollte immer nur frei sein."
Wenn Turhan Bey auf die Zeit mit Lana Turner zurückblickte, machte er sich Vorwürfe, "weil sie nach unserer Trennung in schlechte Gesellschaft kam."
Comeback
1949 kehrte Turhan Bey nach Wien zurück, wo er nun 40 Jahre als Privatier seinem Hobby, der Fotografie, nachging. Bis es 1989 zum völlig unerwarteten Comeback kam: Die Produzenten entdeckten "Good Old Hollywood" wieder und holten Turhan Bey in die USA. Er blieb zwei Jahre, drehte mit Roy Scheider die Steven-Spielberg-Produktion "SeaQuest", mit Angela Lansbury mehrere Folgen der TV-Serie "Mord ist ihr Hobby", und sein Auftritt in "Babylon 5" wurde für eine Emmy nominiert.
Nun ist mit Turhan Bey der letzte Wiener aus "Good Old Hollywood" von uns gegangen.