Österreichischer Filmpreis: "Große Freiheit“ ist der große Gewinner
Im Schatten der #MeToo-Debatte wurde am Donnerstagabend der Österreichische Filmpreis verliehen.
Wenige Tage vor dem großen Fest in Grafenegg überrollte eine Welle an anonymen Statements die Branche, in denen von Übergriffen, Machtmissbrauch, schwarzen Listen für Frauen, die sich wehren, bis hin zu versuchten Vergewaltigungen in der Filmbranche die Rede war.
Schon vor der Verleihung gab die neue Präsidentschaft der Akademie des Österreichischen Filmes, die Schauspielerin Verena Altenberger und Regisseur Arash T. Riahi, ein Statement ab, aus dem sie auch bei der Eröffnung zitierten. „Sexualisierter Machtmissbrauch ist ein Problem unserer Branche. Sexualisierter Machtmissbrauch ist ein Problem unserer Gesellschaft“, so Arash T. Riahi.
„Unsere Arbeit im künstlerischen Betrieb bringt besonders häufig Situationen mit sich, die Machtmissbrauch begünstigen“, bestätigte auch Co-Präsidentin Verena Altenberger zum Auftakt der von Clara Stern gestalteten Preisverleihung, die unter dem Motto „All together now!“ stand.
„Das soll keine leere Floskel und kein abgedroschenes Motto sein“, beteuerte Clara Stern in einer Rede und rief zum Zusammenstehen der Branche auf: „Wir können nicht so weiter machen. Feiern wir heute einen Neuanfang und feiern wir die Preisträger und Preisträgerinnen gemeinsam.“
Schon davor hatte eine der Preisträgerinnen mit einer berührenden Dankesrede für betroffene Aufmerksamkeit gesorgt: Luna Jordan erhielt den Preis als beste Nebendarstellerin in Arman T. Riahis Film „Fuchs im Bau“. Sie sei gerade erst 20 Jahre alt und bereits vier Mal das Opfer von sexuellem Missbrauch geworden, sagte Jordan mit zitternder Stimme; das letzte mal erst vor wenigen Wochen: „Das darf so nicht bleiben: Wir müssen gemeinsam das Schweigen brechen.“
Etwas betreten nehmen danach die beiden Moderatoren Michael Ostrowski und Julia Edtmeier den Faden wieder auf und präsentierten die weiteren Sieger.
Preisabräumer
Der große Preisabräumer des Abends hieß „Große Freiheit“, Sebastian Meises Drama um eine schwule Liebe im Gefängnis. Insgesamt acht Auszeichnungen erhielt Meises Arbeit, darunter als bester Spielfilm. Auch Georg Friedrich wurde als Hauptdarsteller ausgezeichnet, war aber nicht persönlich anwesend.
Arman T. Riahis Jugendstrafanstaltsdrama „Fuchs im Bau“ erhielt vier Auszeichnungen, darunter Maria Hofstätter als beste Hauptdarstellerin. Auch Hofstätter bedankte sich via Videobotschaft.
Die Stefan Zweig-Verfilmung „Schachnovelle“ bekam einen Preis für bestes Kostümbild. Stefan Ruzowitzky musste sich mit einer Auszeichnung für bestes Szenenbild für seinen Film „Hinterland“ zufriedengeben. Als beste Doku wurde „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel gewürdigt.