Kultur

Odysseus an der Wien: Kein Ende der Irrfahrten

Darf man es einmal salopp formulieren? Die Neuproduktion von Claudio Monteverdis "Il ritorno d’Ulisse in patria" im Theater am der Wien ist vor allem eines – unfassbar fad. Das liegt nicht nur an der Regie von Claus Guth, der sich im Haus am Naschmarkt an Monteverdi abarbeitet ("Orfeo" war schon, die "Poppea" kommt noch) und der viele kluge Gedanken zu diesem Werk hat.

Es liegt vor allem an Dirigent Christophe Rousset und dem Ensemble Les Talens Lyriques, die Monteverdi musikalisch auf so kleiner (Spar-)Flamme kochen, dass gar nichts Genussvolles herauskommt. Ein melodisches Diätprogramm, das abseits aller Wackler und Irritationen im Orchester (davon gab es bei der Premiere sehr viele) nicht überzeugen kann. So träge, so öde, so langweilig muss dieses Werk rund um Liebe, Krieg und letztliche Heimkehr des Odysseus wirklich nicht klingen.

Wo bleiben die Ecken, die Kanten, die Charakterisierungen der Protagonisten? Wo bleibt die knisternde Erotik, wo die martialische Spannung? Monteverdi hat das alles komponiert; bei Rousset plätschert es sanft und unfröhlich dahin.

Ganz anders die Regie des – diesmal nicht ausgebuhten – Claus Guth. Dieser versucht zumindest etwas. Er verlegt den antiken Stoff in die (jüngere) Vergangenheit und überlässt es in den hässlichen 70er-Jahre-Dekors (Holz-Ausstattung auf der Drehbühne: Christian Schmidt) dem Publikum, sich ein Bild von Odysseus zu machen.

Trauma

Der Feldherr nämlich ist bei Guth als Kriegsheimkehrer traumatisiert. Physisch längst angekommen, lässt er sich durch Göttin Minerva (stimmlich stark: Sabina Puértolas) auf eine Rückführung ein. Penelope (wunderschön klagend und sehr apart: Delphine Galou) findet das gar nicht gut. Denn der Held (Garry Magee imponiert mit seinem virilen und flexiblen Bariton) leidet sehr.

Ein beschossener Jeep samt toter Soldaten, die Götter als Aliens der Marke Guantanamo, Minerva als Flugbegleiterin, die Verehrer der Penelope als Mafiosi, die Odysseus letztlich alle per Faustfeuerwaffe umlegt – Guth hat viele szenische Überlegungen angestellt; aber nicht alle davon gehen sich auch aus.

Von den Sängern sind noch hervorzuheben: Katija Dragojevic, Marcel Beekman, Pavel Kolgatin, und Jörg Schneider. Fazit: Viel Beifall und Massenflucht in der Pause.

KURIER-Wertung: ** von *****