Kultur

Neues von Prince: Prophetisch, pessimistisch, unwiderstehlich funky

Sie passen heute besser in die Zeit, als damals, als Prince sie schrieb. Die Songs von „Welcome 2 America“, dem Freitag erschienenen Album des Funk-Musiker, könnten eine Bestandsaufnahme der USA in der Post-Trump-Ära sein.

Sind sie aber nicht. Prince schrieb sie 2010, als Präsident Obama zwei Jahre im Amt war, der Musiker aber von dem Fortschritt der positiven Veränderungen in seinem Land frustriert war. Irgendwie verschwanden die hörbar auf Jamsessions basierenden und mit Gitarrensoli gespickten Songs damals trotzdem im Archiv.

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Die Nachlassverwalter hätten sie zu keinem besseren Zeitpunkt ausgraben können. Denn in den Texten beklagt Prince alles, was auch heute noch unsere Zeit prägt, und vieles, was nach der Präsidentschaft von Donald Trump von bösen Vorahnungen zu Tatsachen geworden ist: Die Obsession der USA mit Celebrities, den Informations- und Lügenüberfluss aus den Handys, unverhohlenen Rassismus, die Ausbeutung der Kultur der Schwarzen, die materielle Spaltung, die der Kapitalismus produziert, Wirtschaftskrisen und die Unsinnigkeit religiöser Konflikte.

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Im Titeltrack „Welcome 2 America“ machte Prince unmissverständlich klar, wie er sein Amerika von damals sah: „Land der Freien, Heimat der Sklaven“. Und: „Hoffnung und Veränderung, alles dauert Ewigkeiten“

Der Gegenpol zu diesem Pessimismus ist die Musik: Typischer Prince-Funk, gelegentlich mit kraftvollen Rockeinflüssen, bei „When She Comes“ mit einer gehörigen Portion Blues, immer wieder gewürzt mit einer Prise Jazz.

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Das ist vom ersten bis zum letzten Ton aufbauend und fröhlich. Es ist unmöglich, bei den Highlights „Hot Summer“, „Same Page, Different Book“ und „Yes“ still sitzen zu bleiben.

Ebenfalls hitverdächtig ist „One Day We Will All Be Free“, der Abschluss von „Welcome 2 America“. Der klingt zwar auch nicht überbordend optimistisch, aber zumindest versöhnlich.