Kultur

Neuer Batman: Der Kollaps der Comicblase

Es ist nicht immer leicht, Filmkritiker zu sein. Das wird sich der Chicagoer Journalist Marshall Fine gedacht haben. Als ihn wütende Fans Minuten nach seinem Verriss im Internet bedroht hatten, ihn "mit einem Gummischlauch ins Koma zu prügeln". Und das, obwohl sie den Film noch gar nicht gesehen haben konnten. Marshall Fine hatte Christopher Nolans Finale der Batman-Trilogie als "sinnfrei" bezeichnet und ihn gar mit "Transformers"-Tschingbum verglichen.

Nun, so unrecht hat der Mann nicht. "The Dark Knight Rises" will sich zur Allegorie über Terror und Finanzblase erheben – und wird dabei selber zu einer Actionblase, der minütlich die Luft auszugehen scheint.

Was erwartet man sich genau von einer Comic-Verfilmung, die schon im Vorfeld zum Kultfilm erklärt wurde?

Erwartet man sich da 166 Minuten, während denen es ununterbrochen wummert wie im Flugzeug? (Dort bekommt man aber wenigstens kalte Getränke serviert.) Hans Zimmers Bedröhnungs-Sound grenzt schon fast an Körperverletzung.

Farblosigkeit und Bane

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Erwartet man eine spannende Geschichte?

Nun, wenn man die Hälfte der wirren Story von "The Dark Knight Rises" verstanden hat, ist man gut, aber wirklich gut. Die Weltrettung ist wieder angesagt, so viel steht fest. Aber es dauert elendslange, bis der in Ungnade gefallene, höchst invalide Bruce Wayne sich endlich aufschwingt, seinen Gehstock von sich wirft (er hinkt nämlich heftig) und die Fledermausflügel ausbreitet.

Erwartet man eine schillernde Figur wie den Joker, dieses wunderbare Monster mit dem schrecklichen Clownsgesicht aus Teil zwei?

Gibt es aber nicht.

Es gibt nur Farblosigkeit und Bane, einen dumpfen Muskelprotz mit Gruselgummimaske vor dem Gesicht, der besser mit den Fäusten spricht als mit dem Mund. Durch die Maske versteht man ihn ohnehin kaum.

Eine schöne Frau?

Diesen Job dürfen sich gleich zwei teilen: Marion Cotillard als One-Night-Stand und Anne Hathaway als Catwoman, die immer dann, wenn man es am meisten erwartet, in hautengem Kostüm hereinhechtet.

Erwartet man ein glaubwürdiges Comic-Universum?

Selbst für Comicverhältnisse sind viele Dinge am Rande der Lächerlichkeit. Wenn etwa ein böser Physiker einen Kernfusionsreaktor mit drei Schraubenzieher-Drehungen zur Atombombe umbaut.

Bleibt noch die Tiefgründigkeit, der Anspruch, politische Allegorie zu sein?

Ja, Gotham City outet sich hier endgültig als New York. Der Terror darin ist hausgemacht. Ein amerikanischer Warlord taucht aus dem Untergrund auf, die Börse bricht ein (weil alle herumschießen und dubiose Daten kopieren), die (unterdrückten) Massen revoltieren und eine Atombombe droht zu detonieren. Doch das ist allzu diffus und führt zu keinerlei konkreter politischer Vision.

Und Michael Caine?

Ja, der Butler ist da, viel, viel zu kurz und viel zu gut.

KURIER-Wertung: *** von *****

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