Neue Begehrlichkeiten nach Egon Schieles "Tote Stadt III"
Von Thomas Trenkler
Der 23. September 1999 war für Rudolf Leopold und seine Frau Elisabeth ein besonderer Tag: Das Ehepaar präsentierte das nach Wien zurückgekehrte Gemälde "Tote Stadt III" von Egon Schiele.
Nun fordern Erben von Grünbaum ein weiteres Mal die "Tote Stadt III" zurück. Und nicht nur dieses, sondern insgesamt zwölf Schiele-Werke aus dem Leopold Museum und zwei aus der Albertina. Wider besseres Wissen heißt es auf der Homepage der Erben und ihres Anwalts Raymond J. Dowd: "Grünbaum wurde in Dachau ermordet, seine Kunstsammlung geraubt. 15 Jahre forderten die Erben eine Restitution – ohne Reaktion." Den "Opfern der verfehlten Restitutionspolitik Österreichs" bleibe daher "kein anderer Weg, als die Gerichte in USA anzurufen", um "Gerechtigkeit für Fritz und Elisabeth Grünbaum zu erlangen".
Es handelt sich aber wohl eher um ein innerfamiliäres Problem. Grünbaum kam nach dem "Anschluss" ins KZ, seine Frau Lilly suchte um eine Ausfuhrgenehmigung der riesigen Kunstsammlung an. Das Übersiedlungsgut wurde einer Spedition eingelagert, Lilly gelang die Flucht aber nicht: Sie wurde 1942 im KZ Maly Trostinec ermordet.
Grünbaums Schwägerin
Mitte der 1950er-Jahre verkaufte Mathilde Lukacs, eine Schwester von Lilly, viele Schiele-Blätter und auch die "Tote Stadt III" an die Galerie Klipstein & Kornfeld in Bern. Den größten Teil erwarb der Händler Otto Kallir, der sie dann in seiner New Yorker Galerie St. Etienne präsentierte. Dort erwarb Leopold 1958 die "Tote Stadt III".
Unbedenkliche Erwerbungen sind auch die Blätter "Andacht" und "Akt mit orangefarbenen Strümpfen", die nun zurückgefordert werden. Das stellte die sogenannte Michalek-Kommission bereits 2010 fest. Keine Dossiers liegen zwar zu den anderen über Bern angekauften Werken – darunter "Selbstbildnis mit Grimasse" und "Rote Bluse" – vor. Im Leopold Museum sieht man aber derzeit keinen Handlungsbedarf.