Kultur

Die Rache des Cheeseburgers

Schrimpansen, Flamangos, Tacodile und Frittantula – willkommen im Dschungel der Wildtier-Früchte. Wo einst im Jurassic Park die Saurier grasten, spazieren nun Kiwi-Nilpferde und Wassermelofanten. Fiepende Erdbeeren, fischende Zucchini und aggressiver Knoblauch runden den wilden Früchte-Mix von Sonys Animations-Hit zu einer irrwitzigen Fortsetzung ab. In quietschbunten Farben entfaltet sich ein psychedelisches Kochbuch-Universum, in dem wild gewordene Lebensmittel plötzlich Tierform annehmen, durch Honigsümpfe stampfen und auf Zuckergussgebirge klettern.

„Wolkig“ Teil zwei schließt nahtlos dort an, wo das erste Abenteuer endete. In Teil eins hatte Flint Lockwood, seines Zeichens genialer Erfinder, eine Maschine hergestellt, die Wasser in feste Nahrung verwandeln konnte; in der nicht mehr ganz so kreativen, aber immer noch sehr ausgeflippten Fortsetzung kommt es nun zu beunruhigenden Lebensmittel-Tier-Mutationen.

Auf Geheiß eines zwielichten Professors macht sich Lockwood mit einer Truppe Freunde auf den Weg zu der Insel, wo nun die Nahrungsungeheuer hausen. Und tatsächlich: schon galoppiert ein wild gewordener Cheeseburger auf seinen Pommes-Frites-Beinen ums Eck und reißt sein blutiges Ketchup-Maul auf, bis das Salatblatt wackelt.

Die Szene sieht aus wie eine McDonald’s-Werbung im Drogenrausch. Wie überhaupt das gesamte Food-Design stark an alle möglichen Nahrungsmittel-Franchises – von McDonald’s bis Taco Bell – erinnert.

Hüpfgemüse

Im Angesicht des brüllenden Fleischlaberls nehmen Flint und seine Freunde naturgemäß kreischend Reißaus. Doch dann stellt sich heraus, dass der Burger ganz zutraulich wird, wenn man ihm die Semmel krault. Kurzum: Die wilden Früchtchen entpuppen sich als herziges Hüpfgemüse, mit dem sich schnell Freundschaft schließen lässt. Ob man daraus irgendwelche moralischen Schlüsse über (genmanipuliertes?) Essen ziehen soll? Keine Ahnung.

Doch die elastische Animation reicht für ein trippiges Kinoerlebnis im Reich des Cheeseburgers, wo Honig fließt und die Marshmallows grinsen.

Info: Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2. USA 2013. 95 Min. Von Cody Cameron, Kris Pearn.

KURIER-Wertung:

Radikal ist in Johnny Knoxvilles Humor-Verschnitt aus Borat-Parodie und „Little Miss Sunshine“-Satire nichts mehr. Auch der „Ich bin mit meinem Penis im Getränkeautomat stecken geblieben“-Schmäh kommt nur mäßig lustig. Viel mehr erstaunt, was die Amerikaner des mittleren Westens, die mit versteckter Kamera gefilmt werden, doch für freundliche Menschen sind. Wenn Knoxville in der Maske eines dauergeilen Lustgreises das Geschlecht bis zum Knie hängt, kostet sie das gerade mal ein hysterisches Kichern. Herrlich auch der fassungslose Gleichmut zweier Möbelpacker, die ein Sofa abtransportieren wollen und stattdessen eine Leiche schleppen. Mehr oder weniger witzige Sketch-Abfolge im losen Gewand eines Opa-Enkel-Roadmovies.

Info: Jackass: Bad Grandpa. USA 2013. 92 Min. Von Jeff Tremaine. Mit Johnny Knoxville, Spike Jonze, J. Nicoll.

KURIER-Wertung:

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Mit diesem Auftrag im Gepäck verlässt der 17-jährige Ben sein Luxus-Internat und fährt nach Marrakesch, wo sein ungeliebter Vater „Emilia Galotti“ („Klassiker-Scheiß!“) inszeniert. Vater und Sohn sind sich bald uneins, und der Teenager macht sich auf eigene Faust auf die Reise ins Landesinnere – mit einer jungen Prostituierten. Oscarpreisträgerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“) verschmilzt den Vater-Sohn-Konflikt mit der Erfahrung einer Reise ins Ungewissen und würzt ihn mit zarten Spannungsmomenten. Richtig gut aber wird ihr Generationsdrama im hervorragenden, nuancierten Zusammenspiel ihr Hauptdarsteller: Ulrich Tukur brilliert als egozentrischer Vater, Samuel Schneider als sein Sohn hält ihm entspannt die Waage.

Info: Exit Marrakech. D 2013. 123 Min. Von Caroline Link. Mit Ulrich Tukur, Samuel Schneider, Hafsia Herzi.

KURIER-Wertung:

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Kinder sollen im finalen Kampf gegen eine Alien-Flotte die Welt retten. In einer straff geführten Akademie werden sie in Spielen auf ihre strategische Aufgabe vorbereitet. Asa Butterfield („Hugo Cabret“) spielt in der Verfilmung des Sci-Fi-Romans von Orson S. Card überzeugend den jungen Hoffnungsträger Ender Wiggin. Harrison Ford zieht als Colonel die Fäden, Ben Kingsley gibt den weisen Trainer. Dass der Feind anonym bleibt, lässt das Szenario blutleer erscheinen – bis zum abrupten Schluss.

Info: Ender’s Game. USA 2013. 114 Min. Von Gavin Hood. Mit Asa Butterfield, Harrison Ford, Ben Kingsley.

KURIER-Wertung:

Die schönen Tage

Romanze. Eine Frau zu Beginn ihrer Pension: Eine Ärztin ohne finanzielle Sorgen, privat unausgelastet. Ihr Mann ist ein netter Langweiler, die Kinder sind gut versorgt. Kurz: Für die attraktive Caroline ist die Zeit reif, ein Abenteuer zu wagen. Im Pensionistenclub „Die schönen Tage“ lernt sie einen 20 Jahre jüngeren Computer-Instrukteur kennen und beginnt eine Affäre. Wer könnte die wilde Caroline besser spielen als Frankreichs Star-Femme fatale Fanny Ardant? Ein Plädoyer für die Freiheit, die frau sich nehmen sollte.

Bottled Life – Das Geschäft mit dem Wasser

Doku. Urs Schnell rückt das Milliardengeschäft mit Wasser in Flaschen ins Zentrum seiner Doku und wirft dabei einen Blick hinter die Kulissen des mächtigsten Lebensmittelriesen Nestlé. Absolut kein Werbefilm für den Schweizer Konzern und dessen Vorgangsweisen.

Apple-Storys

Doku. Der Hamburger Dokumentarfilmer Rasmus Gerlach folgt der Herstellungskette von Apple-Produkten bis nach Ruanda und wirft Licht auf die schlechten Bedingungen, unter denen die Arbeiter dort leben. KURIER.at/filmAlle Trailer und Informationen