Kultur

Krawall im Kinderzimmer

Sie sind weiter als viele andere Musiker in ihrem Alter, dennoch erfrischend bodenständig. Sie bezeichnen sich selbst als "nicht berühmt" - aber vielleicht werden sie es noch. Neodisco - das sind Georg, Niko und Sebastian, drei Steirer zwischen 19 und 25 Jahren. Am 26. April veröffentlichen sie ihr Debüt-Album "Krawalle und Liebe", auf dem ein Mix aus "Elektronik, Hip Hop und diversen Bandeinflüssen" zu hören ist, wie sie uns im Gespräch erklärt haben. Obwohl sie sich manch altbekannten Hip Hop-Klischees bedienen, erinnern sie aber so gar nicht an "Rüpel-Rapper".

Seit 2009 rappen die beiden Brüder Georg und Niko gemeinsam mit Sebastian unter dem Namen "Neodisco". Musikalisch aktiv waren sie zwar vorher schon, jedoch ging es damals eher um "nerdmäßiges Beatbasteln" wie uns Niko verrät. Woher die Idee zu ihrem Bandnamen rührt, fällt ihnen ungefähr genauso schwer zu erklären wie die Bedeutung ihrer Texte. Der Name "ist bei einer Bandprobe irgendwie einfach gekommen und wir haben uns halt gedacht, das klingt recht cool", erzählen die Brüder Niko und Georg. "Wir wollen die Disco jetzt nicht revolutionieren", fügen sie hinzu.

Grant und schlechtes Englisch

Hört man ihre leichten Melodien, gepaart mit harten Beats, kann man den oft gezogenen Vergleich mit Bands wie Deichkind oder Frittenbude nachvollziehen. Die jungen Musiker haben damit aber kein Problem.

In ihre Texte verpacken sie eine große Portion Ironie, eine Brise Gangsta-Style und einen Hauch Kritik. Geschrieben werden die Texte von Niko, am liebsten und leichtesten, nachdem er mit einem "Hangover" aufgewacht ist. Weil es beim Texten helfe, "wenn die Grundstimmung grantig ist“. Auch der Konsum von trivialen Fernsehsendungen liefert immer wieder Inhalt für neue Nummern.

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Dass sie auf Deutsch rappen, liegt schlicht und einfach daran, dass sie eine "verdammt schlechte englische Aussprache haben und das Ganze nicht so cool klingen würde." Ganz ohne Anglizismen kommen sie dann aber doch nicht aus, schleicht sich doch hier und da ein "Bitch" hinein. Neodisco versehen ihre Musik mit einem kleinen Augenzwinkern, wollen keine harten Gangsta-Rapper sein und machen eben nicht nur Krawall, sondern auch alles mit Liebe.

"Der Oma taugt das voll"

Wenn sie nicht gerade wegen Interviews in Wien sind oder auf der Bühne stehen, studieren die drei und basteln weiter an neuen Tracks. Das tun sie nicht etwa in einem herkömmlichen Studio, sondern in ihrem Grazer "Bandhaus". Auf den Punkt gebracht: im umgebauten Kinderzimmer, wo sie mit ihren Großeltern wohnen. Dort ist auch ihr komplettes Debütalbum entstanden. "Für die ist das aber kein Problem, die Oma fragt uns ständig, wann unser Album erscheint, der taugt das voll."

Angst davor, unter zu großen Leistungsdruck zu geraten oder mit ihrer Musik zu scheitern, haben die Steirer keine.
Selbst wenn die Leute oder ihr Label das Interesse an ihnen verlieren sollten, "haben wir's wenigstens probiert. Wir haben uns das ja alles selbst erarbeitet, für uns ist es schon ein cooles Ding, dass wir überhaupt einen Release haben und die Chance bekommen, das zu verwirklichen." Die drei Grazer wollen ihre zweiten Standbeine ohnehin nicht aufgeben und "studieren ja auch noch nebenbei". (Molekularbiologie, Jus und Deutsch-Englisch auf Lehramt). Dem Jüngsten, Georg, steht außerdem noch der Zivildienst ins Haus. "Momentan lässt sich Studium und Musik gut unter einen Hut kriegen", meint er. Sollte allerdings doch jemals eine Entscheidung zu fällen sein, dann fiele diese wohl auf die Musik.

INFO: Jetzt präsentieren Neodisco aber erst einmal ihr erstes Album "Krawalle und Liebe". Am 20. April sind sie im Grazer PPC und am 30. April im Wiener Fluc zu sehen. Dazwischen reisen die Drei noch nach Berlin, um am 26. April im Rosi’s aufzutreten. Außerdem ruft das Trio via Facebook zum Remix-Contest auf. Bis 24. April kann man die besten Remixes zu ihrer Nummer "Dieses Lied" einsenden. Zu gewinnen gibt es 200 Euro und Merchandise-Artikel.

"Dieses Lied" aus dem Album "Krawalle und Liebe"

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