Kultur

Natter wird Direktor des Leopold Museums

Dafür, dass am Ende der Favorit gekürt wurde, hat es lange gedauert: Am Montagnachmittag wurde nach APA-Informationen Tobias Natter zum neuen künstlerischen Leiter des Leopold Museums gekürt. Eine offizielle Bestätigung aus dem Museum gab es vorerst nicht, die neue Leitung soll offiziell am heutigen Dienstag präsentiert werden.

Natter, bisher Direktor des Vorarlberger Landesmuseums, war seit Beginn der Suche für die Nachfolge des 2010 verstorbenen Sammlers und Museumsgründers Rudolf Leopold hoch gehandelt worden. Doch bei mehreren Vorstandssitzungen des Museums im Laufe des Sommers hatte man sich nicht auf den neuen Chef einigen können. Es habe sich am Geld gespießt, ließ der Vorstand Anfang Juli durchblicken - in Bundesmuseen verdienten die Direktoren weit mehr, als sich das Leopold Museum leisten konnte. Die Zeit aber drängte: Am 21. September feiert das Museum sein Zehn-Jahres-Jubiläum, und bis dahin sollte der neue Chef gekürt sein.

Karriere

Der 1961 in Dornbirn geborene Kunsthistoriker Natter hat sich auf jene Künstler spezialisiert, die dem Leopold Museum zentral sind, allen voran natürlich Egon Schiele, dazu Klimt und Kokoschka. Von 1991 an arbeitete er im Belvedere, wo er zum Chefkurator aufstieg. 2006 übernahm er die Leitung des Vorarlberger Landesmuseums. Dessen Besucherzahlen konnte er vervierfachen, das große Umbauprojekt auf Schiene bringen. Mitten in der Umbauphase kam 2010 aber die Überraschung: Natter hat auf eine Verlängerung seines Vertrages (der im Mai auslief) verzichtet.

Da war die Leitung des Leopold Museums schon vakant, und nicht zuletzt deshalb galt Natter sofort als Favorit. Der Abgang aus Vorarlberg war laut Natter aber vor allem der Struktur der Kulturhäuserbetriebsgesellschaft (KuGes) geschuldet, die für die betriebswirtschaftlichen Belange des Landesmuseums, des Kunst-hauses Bregenz und des Landestheaters verantwortlich ist. Natter plante, sich selbstständig machen zu wollen und private Kunstsammler im In- und Ausland zu beraten.

Pläne

In einem Interview mit der Presse schilderte Natter jene Fragen, die ihm an der Wiener Kunst der Jahrhundertwende besonders erforschenswert erschienen: "Ein Thema wäre, zu zeigen, wie Skandal, Öffentlichkeit, Erotik in diesem Wien um 1900 bei Schiele und Klimt wirklich ausgesehen haben." Und auch das Verhältnis von Künstlern und Sammlern - etwa bei Klimt - könnte man beleuchten. Im Leopold Museum warten aber auch viele andere Fragen auf Natter - darunter der weitere Umgang mit Raubkunst und die Positionierung des Museums.