Kultur/Musik

Rock in Vienna: Um 23 Uhr muss aber Ruhe sein!

Wien ist die Stadt, die fast niemals schläft, zumindest nicht bis 23 Uhr.

So lange dürfen die Headliner auf der Donauinsel spielen. Da ging sich bei Metallica, wegen einer halbstündigen Verspätung zum Auftakt, nicht einmal der Überhit "Nothing Else Matters" mehr aus. Aber dafür waren James Hetfield und seine Kollegen extrem gut gelaunt; sie droschen sich durch ein rasantes Set. Und zumindest Essen gibt es beim Rock in Vienna sogar noch ein wenig länger: "Behördlich verordneter Verkaufsschluss: 0.00 Uhr", ist beim Langos-Stand ausgehängt. Man ist ja schließlich in Wien, und da gibt es sicher eine Rockfestivalessensverkaufsverordnung. Oder so was.

Fotos vom 2. Tag: Muse, Incubus, Hives und Co.

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Lauter

Am ersten und zweiten Tag des neuen Festivals zeigten sich also gleich alle Vor- und Nachteile des Standortes. So kamen dank der Tatsache, dass irgendwer endlich den Lautstärkeregler gefunden hat, weite Teile der Stadt in den Genuss einer Gratisbeschallung. Nicht alle – wie gesagt: Wien – freuten sich.

Alles zum ersten "Rock in Vienna"-Tag finden Sie hier.

Aber was sich durch alle Auftritte zieht: Es gibt keinen Soundcheck, deshalb stimmt die Mischung bei den ersten paar Nummern nie bis selten.

Andererseits können sich auch jene mal wieder auf ein Festival wagen, die sonst nicht mehr in die Rockerkluft steigen.

Abseits dessen ist Festival-Konfektionsware angesagt: Wie in diesen lustigen Einkaufszentren, die überall gleich ausschauen und die gleichen Shops bieten, fand man am neuen Gelände all das, was alle anderen Festivals auch bieten.

Ein wenig Wien-Kolorit gibt es einzig bei den Abdeckungen der Zwillingsbühne: Von denen schauen, überdimensional, ein Klimt-Werk und Psychoanalytiker Sigmund Freud herunter.

Themenverwandt dazu: Turbonegro erklärt Wien zur "City of Satan". Weil Freud aus Wien kommt. Und der hat den Sex erfunden. Der Freud blickte derweil ein wenig verkniffen drein. Wenn man nicht wüsste, dass der immer nur an Sex und Ödipus und so gedacht hat, müsste man sich fragen, warum.

Härter

Ebenfalls fragen kann man sich, warum es unbedingt ein neues Festival braucht, um dann dort dieselben harten Bands durchzureichen.

Am Auftakttag waren es neben den Stimmungshighlights Faith No More und Metallica noch Testament und die Broilers. Mehr Abwechslung im Sound bot der Freitag. Zwar wunderten sich die, die Triggerfinger nur von ihrem Akustik-Cover-Hit "I Follow Rivers" kannten, wie gut die Belgier mit ihrem Stoner-Rock ins Programm passten. Aber der schicke blaue Anzug von Sänger Ruben Block war eine willkommene Abwechslung zu den schwarzen Uniformen der anderen. Natürlich durfte etwa bei Turbonegro und Danko Jones auch wieder in die Saiten gedroschen werden. Aber gegen Abend brachte Sharon den Adel mit dem symphonischen Rock ihrer Band Within Temptation Melodie und Frauenpower auf die Donauinsel, der halb so wuchtige und doppelt so schnelle Rock ’n’ Roll der The Hives Bombenstimmung. Und danach stand ja noch der melodiöse Bombast-Rock von Muse auf dem Programm. Und Samstag kommt mit den Highlights Babymetal und Kiss Glam-Flair dazu.

Die Ausgänge zu den jeweils gewünschten Verkehrsmitteln waren nicht für alle leicht zu finden; anfangs musste man sich phasenweise lang anstellen; und auch dass es neben sündteurem Soda – 5 Euro – Gratiswasser gab, haben manche nicht mitgekriegt (nicht nur die Donau war blau). Die Soundtechniker bastelten lange am Klang. Aber nachdem doch – offiziell – 30.000 Besucher am ersten Tag verzeichnet wurden, wurde schon für 2016 die zweite Ausgabe des Festivals angekündigt.