9 Erkenntnisse vom ersten "Rock in Vienna"
Von Mathias Morscher
Das erste "Rock in Vienna" ist Geschichte. Die Bühnen werden abgebaut, das Gelände aufgeräumt und die Besucher erholen sich von den Strapazen der drei Festivaltage. Zeit für eine Bilanz.
- Rückblick & Bilder Tag 1: Metallica dröhnten durch Wien
- Rückblick & Bilder Tag 2: Bumm Bumm und Muse
- Rückblick & Bilder Tag 3: Kiss und ihre Bombastshow
Ein Stadtfestival ist eine gute Sache - für die einen
Das „Rock in Vienna“ war für die meisten Besucher so etwas wie ein Konzertmarathon - ungefähr so, als ob man drei Tage nacheinander in die Arena pilgert. Jeden Tag frisch geduscht, aufgehübscht und gut riechend. Denn daheim gibt es eine ordentliche Dusche, den privaten Thron sowie die heiß geliebte Kaffeemaschine. Und das eigene Bett. Das gesamte Paket sorgte für weniger Stinker in den engen Reihen vor der Bühne und tat der Laune gut.
Ebenfalls war die Anfahrt zum Gelände bedeutend unkomplizierter, schneller und staufrei - aufs Auto musste man eh verzichten, es gab keine Parkplätze. Beispielsweise dauerte es von der Wohnungstür in Hernals bis vor die Bühne am zweiten und dritten Tag keine Stunde - absoluter Rekord für ein Rockfestival.
Ein Stadtfestival ist eine schlechte Sache - für die anderen
Vielen fehlte trotzdem die Pre- und Afterparty auf dem Campingplatz. Das gemeinsame Dosen-Frühstück in fester wie flüssiger Form, die netten Bekanntschaften mit den Zeltnachbarn. Natürlich fehlte auch der typische Festival-Campingplatz-Geruch. Das allerdings kann kein Schaden sein.
Die Anrainer hatten erwartungsgemäß ebenfalls keine große Freude mit dem Festival. Darum war um 23 Uhr auch schon Schluss mit der Musik, selbst auf dem Campingplatz sollen die Ordner ständig für Ruhe gesorgt haben.
Familienausflug 2.0
Wollen Teenager bei Festivals normalerweise unter ihresgleichen vegitieren und lassen sich von den Eltern maximal zum Gelände chauffieren (damit die Bierpaletten nicht so weit geschleppt werden müssen), lauschten viele beim „Rock in Vienna“ Seite an Seite. Familienausflug 2.0 quasi.
Musikalischer Einheitsbrei
Das beweist seit 2001 das „Primavera“-Festival in Barcelona. Dort spielte in diesem Jahr weder Metallica oder Muse noch Kiss. Die Spanier verzichten auf die ganz großen Bands, sparen sich damit die großen Gagen und sorgen für mehr Abwechslung auf den Bühnen. Ausverkauft ist es trotzdem fast jedes Jahr.
Wien ist aber nicht Barcelona , „Rock in Vienna“ nicht das „Primavera“, deshalb werden die Headliner wahrscheinlich auch 2016 aus dem begrenzten Pool der üblichen Bands bestehen. Mein persönlicher Tipp: Einer davon sind die Toten Hosen.
Preise
Nochmal geschluckt - bzw. in Summe weniger geschluckt - haben die Besucher bei den Getränkepreisen. 5 Euro für ein Soda, 5 Euro für ein Bier und 9 Euro für einen großen Spritzer. Dass es gratis Wasserspender gab, tröstete nur wenige.
Vielleicht sollte eine Ticketpreisbremse und eine Bierpreisbremse eingeführt werden, bevor ein Festival eine elitäre Angelegenheit für die Besserverdiener wird.
Vereinigte Bühnen
Ebenfalls litt die Tonqualität. Zwar gab es auf der Donauinsel am Vormittag Soundchecks, dennoch hatten die Tontechniker offensichtlich ihre Mühe, die jeweilige Einstellung wiederzufinden. Besonders der Gesang ging bei den ersten paar Nummern oft unter.
Gelände
Es stellt sich die Frage, warum sich vorher noch niemand getraut hat? Skalar (Veranstalter von u.a. „Nova Rock“ und „Frequency“, Anm.), ich blicke vor allem in eure Richtung.
Sudern
Gesudert wird immer. Besonders in Wien. Das mache nicht nur ich. Die meisten Beschwerden gab es nach dem ersten Tag bzw. nach Metallica. Bis nach Schönbrunn habe man den „Lärm“ gehört, nicht schlafen habe man können so laut sei es gewesen. Ob dem tatsächlich so war, lässt sich an dieser Stelle nicht mehr nachprüfen.
Natürlich kann man es nie allen Recht machen, es wird sich immer jemand aufregen. Allerdings war beim „Rock in Vienna“ bereits um 23 Uhr Schluss (von Metallica abgesehen, die 20 Minuten überzogen), da sollte im Sinne der Allgemeinheit ein Auge bzw. ein Ohr zugedrückt werden.
Zukunft
Nächstes Jahr sollten auch die kleineren Problemchen gelöst sein.
Ob sich langfristig sowohl „Rock in Vienna“ als auch „Nova Rock“ halten werden können, wird sich frühestens 2016 zeigen. In diesem Jahr hatten viele die Nova-Tickets bereits, als das neue Wiener Festival erst verkündet wurde. Ob es ein Gerangel um die großen Bands geben wird, hängt auch von der Zukunft der neuen deutschen Festivals „Rock im Revier“ und „Rockavaria“ ab. Da diese wie das „Rock in Vienna“ ebenfalls von der DEAG organisiert werden, quasi Schwesternfestivals sind, können diese die Bands vorteilhaft im Paket buchen.
Aber bevor es soweit ist, startet am Freitag das „Nova Rock“ in Nickelsdorf. Natürlich ist auch dort der KURIER für Sie vor Ort.