Kultur/Musik

Muse: Dröhnen mit Drohnen und Einsamkeit

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Verherrlichung der Technik und dem derzeitigen Mangel an Empathie", ist Muse-Frontmann Matt Bellamy überzeugt. "Wir haben im 20. Jahrhundert permanent die Präzision und Effektivität der Technik gepriesen und damit auch Politiker und Konzern-Manager, die genauso effektiv und präzise arbeiten. Was wir darüber komplett vergessen haben, ist, wie wichtig das Miteinander ist."

Weil militärische Drohnen "das beste Symbol dafür sind", hat der 36-jährige das neue Album seiner Band "Drones" genannt. Eine ganze Story hat er dazu geschrieben – musikalisch verpackt in einen wieder härteren Rock-Sound, gekrönt mit den typischen, hymnischen Refrains. Nachdem das britische Trio für ihre vorige elektronische CD "The 2nd Law" mehr an Computern saß, als als Band zusammengespielte, wollte die Band jetzt so wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren.

Angriffe

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Am 5. Juni – genau an jenem Tag, an dem "Drones" auf den Markt kommt – werden Muse diesen neuen Sound beim "Rock In Vienna"-Festival auf der Donauinsel inWienvorstellen. Drohnen, die über ihren Köpfen schweben, sollten sich die Fans dabei aber nicht erwarten. Aus Sicherheitsgründen müssen Muse sich das für Hallenshows aufheben.

Auf das Thema "Drohnen" kam Bellamy, der sich seit jeher für politische Verschwörungstheorien interessiert, als er vor zwei Jahren "Predators: The CIA’s Drone War on Al Quaeda" las.

"Das stammt von einem Journalisten, der die Dokumente mit den Infos zum Drohnen-Krieg in Afghanistan und Pakistan entdeckt hatte", erklärt Bellamy. "Das Buch hat mich schockiert. Ich hatte ja keine Ahnung, wie furchtbar diese ferngesteuerten Angriffe sind – wie dabei Tausende Menschen sterben. Deshalb habe ich mich weiter über diese Technologie informiert und erfahren, dass sie jetzt an Drohnen arbeiten, die mit künstlicher Intelligenz bestückt sind und selbstständig entscheiden, wen sie umbringen."

Revolte

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Das, erzählt er weiter, sei sein zentrales Thema für das Album geworden. Deshalb erfand er für "Drones" die Story eines Protagonisten, der alle Hoffnung verloren hat, innerlich abstumpft und so leichte Beute für die Militärs wird, die ihn für ihre Zwecke benützen. Erst spät findet er wieder zu innerer Stärke und revoltiert.

"Ganz bewusst sage ich in den Texten nicht, schaut euch die religiösen Extremisten und die CIA an", sagt Bellamy. "Mir war viel wichtiger, eine emotionale Reise zu kreieren, die den Wert von eigenständigem Denken und Selbstverantwortung in den Vordergrund rückt. Eigentlich ist das ein uralter Gedanke. Denn dass es gefährlich ist, wenn Leute Befehle ausführen, weiß man seit dem Zweiten Weltkrieg. Autonomie und selbstständiges Denken sind meiner Meinung nach die einzige Chance für Veränderungen in unserer Gesellschaft. Denn die ist einer permanenten Beeinflussung – wenn nicht Gehirnwäsche – ausgesetzt. Sei es jetzt von religiösen Gruppen, Politikern, Konzern-Bossen, den Medien oder der Werbung. "

Persönlich

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Bellamy gibt gerne zu, dass nach der Trennung von seiner Verlobten Kate Hudson auch sehr viel Persönliches in "Drones" eingeflossen ist. Was genau, sagt er aber, falle ihm schwer zu definieren: "Ich denke, wo es um die Gefühle von Abgeschnittenheit, Ausgrenzung und Einsamkeit geht, gibt es sicher einen Zusammenhang. Man denkt natürlich viel über das eigene Leben nach, wenn man plötzlich wieder alleine ist."

Den fast vierjährigen Sohn Bingham betreuen Bellamy und Hudson – immer noch eng befreundet – gemeinsam. Die Sorge um seine Zukunft spielt auch in einige der Song von "Drones" hinein: "Ich wollte nicht, dass mein Sohn sich Extremisten anschließt oder in einem Konzern arbeitet, in dem Menschlichkeit nichts und Gewinn-Maximierung alles ist. Deshalb achte ich auch schon jetzt darauf, dass er Werte wie Individualität, Mitgefühl und Freundschaft als die erkennt, die ein erfüllteres Leben ausmachen."

Als urbanes Festival, bei dem jeder der will in der Nacht ein Bett und in der Früh eine Dusche haben kann, will sich "Rock In Vienna" etablieren. Das heuer zum ersten Mal stattfindende Event will so von 4. bis 6. Juni bis zu 50.000 Besucher pro Tag auf die Wiener Donauinsel locken. Neu ist auch das Konzept: Die beiden Bühnen stehen Seite an Seite nebeneinander und werden abwechselnd bespielt. So müssen die Zuschauer keine langen Wege auf sich nehmen, um zu ihrer Lieblings-Band zu kommen und sich auch nicht zwischen hier und dort entscheiden. Von jedem Platz aus ist mühelos jeder Act des an den Abenden so hochkarätig besetzten Programms zu sehen. Hier die wichtigsten Acts von "Rock In Vienna":

Highlights

Donnerstag, 4. Juni: Body Count feat. Ice-T, A Day To Remember, Faith No More, Broilers, Metallica.

Freitag, 5. Juni: Triggerfinger, Saint Vitus, Turbonegro, Danko Jones, Within Temptation, The Hives, Incubus, Muse.

Samstag, 6. Juni: Heaven Shall Burn, Airbourne, Limp Bizkit, Sabaton, Kiss.

Eintrittskarten gibt es unter www.rockinvienna.at/tickets. Weiters unter 01/96 0 96 oder www.oeticket.com. Die Dreitages-Pässe kosten € 199.90 und 459.90 (VIP), die Tageskarten € 79.90 und 169.90 (VIP). Der Zutritt zum Gelände erfolgt über einen zentralen Eingangsbereich auf der Donauinsel zwischen der U6-Brücke und der Brigittenauer Brücke.

Alle weiteren Infos zu Anreise- und Campingmöglichkeiten: www.rockinvienna.at

Hinweis: Alle Infos zu den wichtigsten Sommerfestivals finden Sie hier.