Kultur/Musik

Limp Bizkit: Zornhüpfen in kurzen Hosen

Es herrscht breite Einigkeit: An die 1980er erinnert man sich (Schulterpolster! Föhnfrisuren!) mit unwohligem Schaudern.
Aber auch die 1990er hatten ihre Tiefpunkte. Die Schmalzhaare der Grungepartie etwa. Boygroups. Und die Idee, in kurzen Hosen Rap und harte Gitarren zu vermischen.
Limp-Bizkit-Frontmann Fred Durst (Markenzeichen: Baseballkappe) hat mit seiner Band das Genre Nu Metal entscheidend mitbestimmt. Und bis heute mehr oder weniger am Leben erhalten. Jüngst mit Gitarristen-Alleinunterhalter Wes Borland wiedervereint, veröffentlichte die Urbesetzung vor wenigen Tagen das unbeirrte neue Album "Gold Cobra".

Und beim Auftritt im Wiener Gasometer am Dienstag ertappte man sich bei einer doch überraschenden Erkenntnis: So unzeitgemäß das Ganze auch daherkommt, die Wirkungsmacht ist ungebrochen.

Durst, im Basketball-Dress mittlerweile Symbolbild einer angestrengten Jugendlichkeit, bringt so ungebrochenen wie allumfassenden Zorn auf die Bühne. Gießt der zum Aggressionsabbau versammelten Wutjugend (in ebenso kurzen Hosen) Alkohol in die Kehlen. Und zeigt etwaigen Zweiflern an der Notwendigkeit, auch 2011 noch Nu Metal zu spielen, moralisch und auch in echt den Mittelfinger.

Vokabular

Hauptbestandteil der Limp-Bizkit-Botschaft ist jenes englische Schimpfwort, das sich so schön auf Sack reimt. Und das in allerlei Verkleidungen und verschiedenen Songs, wie "Break Stuff" oder auch "My Generation", daherkommt. Eine zwar simple, aber allumfassende Weisheit der Unterlegenen und Ungehörten, die wahrlich nichts an Gültigkeit verloren hat. Und die das Publikum zu kollektivem Zornhüpfen verführte.

Borland, in einer Urzeitkrieger-Verkleidung, springt dazu energetisch herum und legt satte Riffs unter die Beats von DJ Lethal. Rap und Rock eben. Und das ist dann wirklich wie eine Zeitreise.


KURIER-Wertung: ***
von *****

Interview mit Fred Durst

Der Frontmann von Limp Bizkit, Fred Durst, spricht über alte Narben, Zorn und die Verweigerung, sich als Band weiterzuentwickeln.

KURIER: Die Hochblüte des Nu Metal ist lange vorbei. Viel geändert hat sich auf dem neuen Album "Gold Cobra" aber nicht.
Fred Durst: Nein, es gab keinen Grund, sich weiterzuentwickeln. Die Leute hassen uns so oder so. Wir machen nicht die Musik, die heute im Radio gespielt wird. Nicht einmal wir selber hören Rap Rock. Wir wussten, dass die Menschen sagen werden: Oh nein, da kommt wieder dieser Nu Metal aus den 90er-Jahren. Also dachten wir uns: Pfeif drauf, wir sind Limp Bizkit, die Champions des Rap Rock. Und wir bleiben uns treu.

Auch die Live-Auftritte sind nicht milder geworden. Keine Müdigkeit?
Wir sind noch gefährlicher geworden. Ein untrainierter Terrorist kann mit einem Messer einigen Schaden anrichten. Bei einem Veteranen wäre das viel ärger.

Verpufft der Zorn der Jugend nicht irgendwann?
Ich wurde mein ganzes Leben fertiggemacht, geschlagen, herabgewürdigt. Aber es stimmt: All diesen Zorn und diese Rachegefühle auf die Bühne zu bringen war wie eine Urschrei-Therapie. Ich werde nie geheilt sein. Aber ich kann anders auf diese Narben schauen. Bei jedem Konzert aber muss ich diese Narben aufreißen und Salz in die Wunden streuen.

Wie kam es zur Reunion mit Gitarrist Wes Borland?
Wir waren zuvor eine Band, aber privat hatten wir nichts miteinander zu tun. Aber in all diesen Jahren der Trennung merkten wir beide: Da ist mehr, das uns aneinander abgeht, etwas fast Brüderliches. Wenn wir das nur früher gewusst hätten! Irgendwann einmal war es uns aber beiden klar. Wir haben uns einfach zusammengesetzt und etwas getrunken und 30 Minuten später wussten wir: Limp Bizkit geht weiter.