Kultur/Musik

Von Liebe, Tod und ewigen Verwirrungen

Sie ist nicht weinerlich, sie bebt. Und sie jammert vor allem nicht. Sie ist nur traurig. Die Stimme des Conor Oberst. Unersetzbar jedenfalls als Transportmittel für Songtexte, deren oft unverschämt deprimierender Inhalt zum ultimativen Fenstersturz verleiten könnte.

Aber sie ist eben da, diese Stimme. Die rettend zurückhält, erstarren und einfach nur zuhören lässt, was es zu berichten gibt aus der Welt der grundsätzlich zu bezweifelnden Liebe, vom stets lebendigen Tod, von ständiger Verwirrung. Hymnisch verpackt zumeist, eingewickelt in musikalische Genialität, die einem 34-jährigen Typen aus dem tiefsten Nebraska gar nicht zuzutrauen ist.

Conor Oberst war am Mittwoch auf dem FM4-Frequency zu Gast. Ohne die Band Bright Eyes im Rücken, mit der er vor Jahren den Beweis für die Existenz neuer intelligenter US-amerikanischer Musik-Exporte erbracht hat.

Stattdessen trat er in St.Pölten mit der kalifornischen Folk-Rock-Band Dawes auf, mit der er auch am Donnerstag in der Wiener Arena zu Gast sein wird.

Nach der kurzfristigen Absage der britischen Elektro-Pop-Newcomerin Chlöe Howl (ihr Flug wurde gestrichen, mit dem nächsten wäre sie zu spät gekommen) ging der Mann mit den traurigen Augen nach dem Salzburger Howl-Ersatz Olympique als zweiter Act des heurigen Frequency-Festivals auf die Bühne. Die meisten Fans waren da aber noch mit Zeltaufbau und Bier tanken ausgelastet. Nur ein paar Hundert waren schon am Kerngelände, lehnten aber noch wenig animiert an den Absperrungen hinter dem Wave-Breaker.

Die Konzertfotos vom 1. Frequency-Tag

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Rockiger

Sie sahen einen ungewöhnlich gesprächigen Oberst, der mehrmals versuchte, die Zuschauer nach vorne zu locken. Ungeachtet der widrigen Umstände lieferte er aber einen ansprechenden Auftritt. Augen zu, vorm Mikro zappelnd, legte er wie immer sein ganzes Wesen in jeden Ton, zeigte er sich mit Dawes kantiger und rockiger als mit Bright Eyes und konzentrierte sich im Programm auf die Songs des kürzlich erschienenen Solo-Albums "Upside Down Mountain".

Das wurde von Musikpresse als Meisterwerk angekündigt, ist tatsächlich eines. Eines, in dem der Meister auf Wut verzichtet, auf einen Aufschrei oder ein Greinen, das tragender daherkommt als so manches Frühwerk, aber inhaltlich unverändert tragisch bleibt.