Bon Jovi: Die beste Rockshow der Welt
Von Guido Tartarotti
Jon Bongiovi muss damit leben, als Pippa Middleton des Rock betrachtet zu werden. Beide werden in der Welt vor allem für die Form ihrer Gesäße bewundert.
Seele Und dann steht dieser in Interviews oft so kalt wirkende Sänger mitten im Publikum auf dem Laufsteg und lässt sich in Leonard Cohens "Hallelujah" hineinfallen, als gebe es kein Morgen. Eine beseelte, ehrlich empfundene, sensationelle Interpretation - die beweist, dass Jon Bongiovi wirklich ein Sänger ist, nicht nur ein hoch professioneller Frontman mit einem Hang zu engen Lederhosen und grellen Uniformjäckchen.
Das Konzert im mit 50.000 Besuchern gefüllten Wiener Ernst-Happel-Stadion bewies aber noch etwas: Dass Bon Jovi eine Band sind, nicht nur eine Begleittruppe. Dass der frisch trocken gelegte Gitarrist Richie Sambora wieder dabei ist, freut den Sänger sichtlich am meisten. Die beiden grinsen einander an, spielen zweistimmige Gitarrensoli, drängeln sich, wie gehabt, wie "Wanted Dead Or Alive" ums Mikro. Sambora gibt der Show Witz und Seele. Wenn bei Jon Bongiovi manche Geste kalkuliert wirkt, versprüht der Gitarrist einfach nur Lebensfreude. Außerdem singt und spielt er großartig.
Beschallungsunternehmen
Der Autor dieser Zeilen hat Bon Jovi seit 1989 an die 20-mal live gesehen - es war nicht eine schwache Show darunter. Diese Band, oft als substanzloses Beschallungsunternehmen für Zeltfeste ("It's My Life") verspottet, garantiert für mitreißende Rock-Unterhaltung. Und das ist viel Wert. Das jüngste Wien-Konzert war besonders gut: Drei Stunden lang vermitteln die auch schon etwas älteren Herren, dass es nichts Schöneres auf der Welt gibt, als eine Gitarre zu würgen. Sie haben ja auch recht: Gibt es nicht!
Die Songauswahl war übrigens exquisit, hart rockend und bot für alte Fans ein echtes Zuckerl: Das selten gespielte "Wild Is The Wind" vom "New Jersey"-Album.
KURIER-Wertung: ***** von *****