Am Spielplatz des Weltekels
Von Michael Huber
Sich in der Welt zu behaupten, ist bekanntlich nicht einfach. Man ist in Arbeitskreisläufe eingespannt, wird mit Bildern und Konsumangeboten überflutet, und wer einmal kreativ sein will, findet sich ganz rasch in den Mühlen der Unterhaltungsindustrie oder des Kunstmarkts wieder. Was also ist zu tun?
Cosima von Bonin hat es geschafft, sich in den widrigen Umständen zumindest flauschig einzurichten. Das zeigt die Ausstellung "Hippies Use Side Door" im Wiener mumok, die bisher größte Werkschau der 1962 in Kenia geborenen Deutschen.
Schutzanzug aus Ironie
Cosima von Bonin als Pop-Künstlerin zu bezeichnen, ist nicht ganz falsch – auch wenn "Pop" hier nicht die Pop-Art der 1960er meint, sondern eher jene Sensibilität, die sich in den 1980er- und ’90er-Jahren manifestierte. Statt über die Macht der Kulturindustrie zu jammern, erhoben die Protagonisten in Musik und Kunst damals die Doppelbödigkeit zum Prinzip, surften mit einem Schutzanzug aus Ironie über die Wellen des Kommerzes, sammelten, zitierten, kombinierten Dinge in seltsamer Weise neu.
Auch die Welt der Cosima von Bonin ist ein Kosmos aus Anspielungen, doch es fehlt der überlegene Gestus, mit dem die Hipster aus der Popkultur normalerweise damit jonglieren.
Rückzug
Im Schneewittchensarg
Gammeln für die Kunst
"Das Gammeln ist die einzige angemessene Form der Annäherung und stellt mithin den einzig richtigen Weg der Partizipation dar", schrieb Dirk von Lowtzow, der mit seiner Band Tocotronic am Samstag ein Eröffnungs-Konzert zur Schau bestritt und ein enger Vertrauten der Künstlerin ist, über den Zugang zu Cosima von Bonins Arbeit.
In diesem Befund verbirgt sich aber auch die triste Seite dieser vordergründig so verspielten Kunst: In dem ewigen Fließen der Bedeutungen, dem Sich-nicht-festlegen-Wollen, ist irgendwann auch kein Fortkommen mehr möglich. Bei Cosima von Bonin ist man zum Gammeln verdammt.
Die Künstlerin
Cosima von Bonin wurde 1962 in Kenia geboren. Seit 1990 stellt sie aus, u. a. bei der Documenta 12 (2007). In Österreich war ihr Werk zuletzt in Bregenz (2010) und der Galerie Senn (Wien) zu sehen, die Skulptur „Tagedieb“ stand 2010 am Wiener Graben.
Die Schau im mumok
Die Retrospektive mit dem Titel „Hippies Use Side Door. Das Jahr 2014 hat ein Rad ab“ ist bis 18. 1. 2015 im mumok Wien zu sehen. Der Katalog zur Schau kostet 29,80 €.