Kultur

Münchner Philharmoniker feuern russischen Stardirigenten Gergiev

Auch die Münchner Philharmoniker trennen sich von ihrem Stardirigenten: Valery Gergiev, dessen Nähe zum russischen Machthaber Vladimir Putin zum Thema wurde, wird nicht mehr am Pult des Orchesters stehen. Zu Mittag erklärte auch das Festival Grafenegg, man könne "nicht an den geplanten Auftritten" mit Gergiev festhalten.

Orchester auf Distanz

Nachdem vergangene Woche die Wiener Philharmoniker und die Carnegie Hall eine geplante Konzertserie in New York ohne ihn abhielten, kündigte am Montag die Mailänder Scala an, den Maestro nach Verstreichen eines Ultimatums das Dirigat der „Pique Dame“ zu entziehen. Zuvor hatte auch das Schweizer Lucerne Festival angekündigt, im Sommer auf geplante Konzerte des putinfreundlichen Dirigenten zu verzichten.

Ultimatum verstrichen

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, hatte Gergiev ein Ultimatum bis Mitternacht gesetzt. Es werde keine weiteren Konzerte der Münchner Philharmoniker unter seiner Leitung geben, sagte Reiter. Gergiev habe sich zu der Aufforderung, „sich eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt“, nicht geäußert, erklärte der Oberbürgermeister. Der Russe stand dem Orchester seit 2015 vor. Die Münchner Künstleragentur Gergievs hat sich bereits von dem Künstler getrennt.

Grafenegg: "Mit großem Bedauern..."

Auch Grafenegg cancelt den Auftritt, wie der künstlerische Leiter, Rudolf Buchbinder gemeinsam mit Geschäftsführer Philipp Stein ankündigte. "Mit großem Bedauern müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Valery Gergiev, ein langjähriger und künstlerisch hochgeschätzter Partner des Grafenegg Festival, derzeit nicht bereit ist, sich vom Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine zu distanzieren", so die gemeinsame Stellungnahme. Deshalb können man an den geplanten Auftritten mit Valery Gergiev nicht festhalten. "Wir hoffen aber, dass sich die beiden für heuer angekündigten Orchester-Gastspiele aus Russland trotz der schwierigen Rahmenbedingungen dennoch umsetzen lassen, da wir der Überzeugung sind, dass der kulturelle Austausch nicht Opfer des Krieges werden darf. Russische Kunst und Kultur sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil der europäischen Identität. Wir werden die Lage laufend neu bewerten und unsere Kundinnen und Kunden rechtzeitig über Veränderungen im Programm informieren."

Kritik an Gergiev wächst

Die Auftritte des 68-jährigen Gergievs sind angesichts der Invasion Russlands in der Ukraine in die Kritik geraten, gilt der Dirigent doch seit langem als dezidierter Unterstützer von Russlands Präsident Wladimir Putin. Er war in Wahlwerbespots für den Kreml-Herrscher aufgetreten oder hatte 2014 einen offenen Brief unterzeichnet, der die Annexion der Krim befürwortete. Auch gilt der aus einer nordossetischen Familie stammende Gergiev als mächtigste Figur im russischen Kulturbetrieb, steht er doch seit 1996 dem St. Petersburger Mariinsky-Theater vor.