Geld oder Missbrauch: Was machte zwei Brüder zu Elternmördern?
Von Christina Böck
Es muss Milli Vanilli sein. Sogar beim Begräbnis seiner Eltern besteht Lyle Menendez auf dem Song „Girl I’m Gonna Miss You“. Da hätte man sich schon denken können, dass er und sein Bruder nicht mit dem größten Ernst bei der Sache sind. Eventuell auch ein bisschen verdächtig, wie er vor der Trauerrede seines Bruders Erik zu seiner Tante sagt: „Er ist ein guter Schauspieler.“
Medienhype in den 90ern
Gut, nachher weiß man es immer besser. Nachher ist in der Serie „Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez“ schon in der ersten Folge. Da gesteht Erik seinem Psychotherapeuten, dass er und Lyle die Eltern (Javier Bardem und Chloe Sevigny) erschossen haben – und nicht die Mafia. Die neue True-Crime-Serie von Ryan Murphy, der schon Serienkiller Jeffrey Dahmer ein ähnliches Denkmal gesetzt hat, erzählt eine wahre Geschichte. Erik und Lyle Menendez wurden – parallel mit O.J. Simpson – 1993 zu Gerichtssaal-TV-Stars. Ihre Verteidigungstaktik – sie seien Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Vater und hätten um ihr eigenes Leben gefürchtet – zog nicht. Dafür hatten sie zu exzessiv die geerbten Millionen ausgegeben. Sie wurden zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
„Monster“ nimmt dieses Narrativ wieder auf. Schon bei „Dahmer“ wurde die Erzählweise, die Monster zu (sexy) Menschen macht, harsch kritisiert. Auch diese Serie wird nicht ohne Debatte bleiben. Zumal die Brüder womöglich wegen neuen Beweismaterials auf einen neuen Prozess hoffen können.