Kultur

Monet und die österreichische Lösung

Österreich ist ja nicht gerade dafür berühmt, fortschrittliche künstlerische Strömungen mit offenen Armen zu empfangen. Auch bei der Malerei des Impressionismus – exemplifiziert durch deren „Großmeister“ Claude Monet – galt Österreichs Kunstwelt bislang als Spätzünder: Die radikal neue Art, optische Eindrücke im Bild festzuhalten, wurde hierzulande – so die gängige Weisheit – mit drei Jahrzehnten Verzögerung und eher halbherzig aufgenommen.

Die Schau „Im Lichte Monets“ in der Orangerie des Unteren Belvedere (bis 8.2.2015) entkräftet diese Sicht nicht völlig, rückt sie aber doch gehörig zurecht – und bietet dabei ein intellektuell und sinnlich gleichermaßen ansprechendes Schauerlebnis.

Kulturaustausch

Belvedere-Kurator Stephan Koja, der den österreichisch-französischen Kulturaustausch u. a. schon 2010 in der Schau „Rodin und Wien“ thematisiert hatte, macht Monets Einfluss auf Österreichs Kunst durch eine Fülle von Gegenüberstellungen deutlich. Dazu organisierte er Monet-Leihgaben aus aller Welt – mit nicht weniger als dreißig Gemälden des Meisters kommen also auch jene Besucher auf ihre Kosten, die einfach nur „Monet schauen“ wollen.

Im Kern lebt die dicht gehängte Ausstellung aber vom vergleichenden Schauen: Monets Bilder von Küstenlandschaften finden hier etwa Entsprechungen in Bildern von Alfred Zoff, Marie Egner oder Emilie Mediz-Pelikan, die in Italien oder Dalmatien arbeiteten.

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Monets radikaler Blick von der Klippe herab aufs Meer, der das schimmernde Wasser zum Hauptereignis des Bildes macht, findet sich aber am deutlichsten in einer Attersee-Ansicht von Gustav Klimt (1900, Leihgabe des Leopold Museums) wieder. Wie Koja argumentiert, war Monet für Klimt der zentrale Auslöser, sich der Landschaftsmalerei zu widmen.

Im Katalog zur Schau werden die Wege, auf denen heimische Künstler die Malerei des Impressionisten kennenlernten, detailliert beleuchtet: Schon lange vor der Impressionismus-Schau der Secession 1903, die für Kunsthistoriker als späte Initialzündung des Stils in Österreich gilt, war Monet in Wien ausgestellt, etwa bei der Weltausstellung 1873 oder bei der Schau zum Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs 1898.

Einige Bilder, die einst nachweislich in Wien gezeigt wurden, sind nun im ersten Raum der Schau wieder vereint: Darunter eine famose Seine-Landschaft von 1875 aus Privatbesitz, aber auch der „Koch“ von 1882, der 1903 für die „Moderne Galerie“ im Belvedere gekauft wurde.

Verhaltene Reaktionen

Generell machte Monets Händler Paul Durand-Ruel in Wien aber keine guten Geschäfte. Und auch wenn die Belvedere-Schau das Verbindende zwischen Monet und Österreichs Kunstszene betont, so war das Echo in Summe doch verhalten.

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Einigen Monet-„Fans“ wie dem Maler Theodor von Hörmann oder dem Fotografen Heinrich Kühn stand eine konservative Szene und eine sehr gefühlslastige Kunstauffassung gegenüber. Während sich der Impressionismus in Frankreich auf wissenschaftliche Erkenntnisse berief und später zum Pointillismus wurde, schienen die Künstler hierzulande eisern an der Innerlichkeit festzuhalten: „Stimmungsimpressionismus“ lautet die Bezeichnung, die man für diese typisch österreichische Melange aus Objektivität und Subjektivität erfand.

Die Installation von Max Weilers Monumentalwerk „Vier Wände“ (1973 – ’77) unterstreicht am Ende der Schau nochmals den Kontrast: Im Format wohl mit Monets Seerosen-Bildern vergleichbar, ist auf diesen Gemälden die Wiedergabe von Natureindrücken einer völlig individuellen Bildsprache gewichen. Die Erfindung hat hier über die Analyse gesiegt.

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Monet Makes The World Go Round

Wenn Amerikaner „Monet“ sagen, klingt es mitunter wie „money“. Im Top-Segment des Kunstmarkts stimmt diese Analogie auch: Dort sind Bilder des Malers verlässliche Umsatzbringer.

Bei den großen Impressionismus-Auktionen, die am 4. und 5. November in New York stattfinden, sind Werke des 1840 geborenen, 1926 verstorbenen Meisters wieder prominent dabei. Sotheby’s bietet gleich drei Gemälde, alle aus einer anonymen US-amerikanischen Privatsammlung, an.

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Besondere Hoffnungen werden in das Gemälde „Alice Hoschedé au jardin“ gesetzt. Das Bild, in dem Monet seine Ehefrau im Jahr 1881 darstellte, soll 25 bis 35 Millionen US-Dollar bringen – erhofft wird freilich ein noch höherer Preis.

Der bisherige Monet-Auktionsrekord wurde 2008 bei Christie’s mit 80,5 Mio. US-Dollar / 51 Mio. € für ein Seerosen-Bild erzielt. Ein weiteres Gemälde des Seerosenteichs (1906) erzielte im vergangenen Juni bei Sotheby’s umgerechnet 40 Mio. Euro.