Kultur/Medien

Wrabetz vor erneuter Kandidatur für ORF-Chef?

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will es offenbar nochmals wissen. Darauf weist eine Einladung an Journalisten zu einem kurzfristigen Hintergrundgespräch am Donnerstagvormittag hin, die erst am Mittwochnachmittag versandt wurde. Die Dringlichkeit lässt jedenfalls erahnen, dass es nicht um Quartalszahlen, Quoten-Entwicklungen oder Bau-Fortschritt gehen wird. In die Karten lässt sich der 61-Jährige vorab allerdings nicht blicken. Angeführt ist lediglich, dass er „zu aktuellen Themen“ sprechen wird.  

Gewiefter Taktiker

Und da gibt es eigentlich nur eines: Am 10. August wählt der 35-köpfige Stiftungsrat die neuen ORF-Führung. Rechnet man den Türkisen nahestehende Unabhängige dazu, gibt es dort eine absolute Mehrheit der ÖVP. Das scheint den gewieften Taktiker abermals nicht abzuschrecken. Schon 2006, bei seiner ersten Kür zum Geschäftsführer des Öffentlich-Rechtlichen, hatte es einen ÖVP-Kanzler (Wolfgang Schüssel) gegeben. Ins Rennen gegen seine damalige Chefin Monika Lindner geschickt wurde der kaufmännisches Direktor des ORF von einer Allianz aus SPÖ-, BZÖ-, FPÖ- und Grünen Stiftungsräten – und er gewann nach einer legendären Nacht der langen Messer.

Ränkespiel

Seitdem hat der Jurist, der zunächst 1995 als Aufsichtsrat (Kuratorium) in den ORF einstieg, viele Schlachten bei wechselnden Mehrheiten erfolgreich geschlagen. Gemeinhin wird ihm nachgesagt, nur dann in solche zu ziehen, wenn er seriöse Chancen hat, sie zu gewinnen – Abstimmungen im Stiftungsrat hat er deshalb noch nie verloren.

Das dafür notwendige Ränkespiel beherrscht er absolut. In diese Kategorie fallen auch jüngste Geschichten über potenzielle Gegenkandidaten und deren Verbindungen zur ÖVP, aber auch die hohe Kunst der Versprechungen, die mitunter leer bleiben sowie Schönwetter-Aktionen wie eben der Abschluss einer neuen Vereinbarung mit der österreichischen Filmwirtschaft. Und eines kann ihm ohnehin niemand mehr nehmen: Wrabetz wurde drei Mal hintereinander zum Generaldirektor des ORF gewählt, so oft wie keiner vor ihm zuvor.