TV-Quoten: ORF2 gewinnt in allen Zielgruppen dazu
Von Christoph Silber
Am Montag sollen nach KURIER-Infos die heimischen TV-Sender endlich ihre Quoten für das Gesamt-Jahr 2020 vorlegen können. Diese Verspätung hatte einen für die TV- und Werbebranche sowie die werbetreibende Wirtschaft einen ernsten Hintergrund. Der Teletest, der die Einschaltquoten im österreichischen Fernsehmarkt misst, hat seit 2015 zunehmend fehlerhafte Reichweiten ausgewiesen. Dafür muss die GfK Austria (Marktforschung) gerade stehen. Die Daten für 2020 wurden zwischenzeitlich einem externen Audit unterzogen.
Die Quoten für Dezember wurden den Sendern und Vermarktern bereits übermittelt und sie geben einen Vorgeschmack auf das, was kommt: Auch im letzten Monat des sehr speziellen TV-Jahres 2020 ist ORF2 der dominierende Sender.
So kann die ORF-Sendergruppe mehr als ausgleichen, was ORF1 erneut verliert. Dort kann man sich nur damit trösten, dass der Abwärtstrend ProSieben noch schlimmer erwischt hat. Für Österreichs Private sieht es je nach Zielgruppe unterschiedlich und tendenziell positiv aus.
Aufwärts
Die Details: ORF2 macht im Dezember in der Zielgruppe ab 12 Jahre einen Sprung um fast drei Prozent hoch auf einen Marktanteil von 21,3 Prozent. Dazu beigetragen haben Info- und Sondersendungen, aber auch Vorab- und Unterhaltungsformate sowie fiktionale Programme wie der "Tatort“ oder das TV-Event "Louis van Beethoven“. Auch bei jüngeren Zusehern kann ORF2 stark punkten. Seit 2018 hat der Sender im Dezember zum dritten Mal in Folge zugelegt.
Abwärts
Umgekehrt die Situation bei ORF1 – dort funktioniert neues Regelprogramm (z. B. „M1“, „A Team für Österreich“ etc.) kaum. Das können überraschend gut laufende US-Filme oder sehr gute „Landkrimi“-Premieren nicht ausgleichen, wenn dann auch mal Sport schwächelt. Der steuert trotzdem in ereignisreichen Jahren, wie es 2021 und 2022 wieder sein wird, mit 15 Prozent der Sendefläche 45 Prozent der Sender-Nutzung bei, wie jüngst Sportchef Trost im KURIER erläuterte. Im Jahr 2020 lag, bedingt durch viele Absagen, das Verhältnis übrigens bei 10 Prozent Sendefläche und 30 Prozent Sender-Nutzung. Wie auch immer man es dreht und wendet: Für ORF1 ging es in der Kern-Zielgruppe 12 bis 49 Jahre auf 11,7 Prozent (- 0,8) hinunter. Ein spezielles Quoten-Detail: Spartenkanal Sport+ überflügelte Anfang Dezember mit der Fußball-WM-Quali-Auslosung ORF1, die dort keinen Platz fand.
Für Österreichs Private lief es gut: Das älter ausgelegte ServusTV konnte leicht auf 3,2 Prozent zulegen. Gleiches gilt bei den werberelevanten 12- bis 49-Jährigen für Puls4 (auf 5 Prozent) sowie ATV (4,7 Prozent). Letzteres verbuchte mit zudem das stärkste Plus aller Sender bei 12- bis 29-Jährigen (+ 1,8) vor ORF2 (+ 1,6) - und Ö3 TV (+ 1,2).