Kultur/Medien

TV-Quoten: ORF als Zentralorgan in der Corona-Krise

Menschen, die auf Bildschirme starren. So könnte der Titel eines Kapitels über die TV-Gewohnheiten der Bevölkerung in Österreich im April 2020 lauten. Dominiert von den Nachrichten über die Corona-Pandemie konnte dabei der ORF noch einmal seine zentrale Funktion als Info-Quelle großflächig ausspielen. Wobei die Freude innerhalb der Gruppe über die Monatsquoten sehr ungleich verteilt sein dürfte. Die Privatsender konnten ihr Publikum auch im Krisen-Modus überzeugen.

Die ORF-Gruppe kam im April auf einen Markanteil von 33,3 Prozent (12 Jahre und älter) bzw. 25,4 Prozent (12 bis 49 Jahre). In beiden Seher-Kategorien gab es damit ein kräftiges Plus. Das geht vor allem auf das Konto von ORF2, das auch in der jungen Zielgruppe dominierte sowie, in einem naturgemäß kleineren Ausmaß, von ORFIII. ORF2 erreichte einen Marktanteil von 23,7  bzw. von 13,4 Prozent (bei den Jungen).

ORF als Hoch- und Tiefbau

Getragen ist dieser Zuwachs von den Info-Sendungen: 48 der ORF-Infosendungen verzeichneten mehr als zwei Millionen Seherinnen und Seher, 163 Sendungen mehr als eine Million. Zahlreiche Höchstwerte gab es auch für die ORF-2-Magazine und Reportageformate - mit der vielbeachteten Reportage „Ausnahmezustand in Ischgl“ und einer Reichweite von 1,069 Millionen Zusehern übersprang "Am Schauplatz" erstmals die Millionen-Grenze.

ORF1 verliert hingegen erneut und fällt selbst in der Kernzielgruppe mit 9,9 Prozent auf einen nur noch einstelligen Wert. Das ist im April, soweit die vorläufige Datenlage, erstmals passiert. 2019 waren es noch 10,4 Prozent, 2018 gar 13,1 Prozent gewesen. In Bezug aufs Gesamtpublikum fällt das Minus noch deutlicher aus: ORF 1 verlor da 1,6 Prozentpunkte und steht bei nur noch 6,5 Prozent Marktanteil bei 12 Jahre und älter.

Privatsender

Sehr gut durch die Krise kommen in der werberelevanten Zielgruppe die österreichischen Sender der ProSieben-Gruppe: Trotz des Ausfalls der Europa League erreichte Puls4 den besten April seit Senderbestehen mit 5,3 Prozent Marktanteil (12 - 49) sowie 3,5 Prozent in der Gesamtbevölkerung. Gut gehalten hat sich auch ATV mit 4,4 Prozent Marktanteil. Auch dort war die Info wesentlich: "ATV Aktuell" kommt auf einen Marktanteil von 6,6 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe, der Topwert unter den Privaten. ATV2 verbuchte mit 1,5 Prozent (12 - 49) ebenfalls den stärksten April in der Geschichte des Senders.

Bei ServusTV gab es bei den Sehern einen Abtausch von jung gegen älter. Im zweiten Krisenmonat konnten die Salzburger erneut mit der Info punkten: Die "Servus Nachrichten 19:20“ hatten im April mit 6,7 Prozent Marktanteil und durchschnittlich mehr als 200.000 Sehern erneut Bestwerte; sie waren damit die reichweitenstärkste Nachrichtensendung der heimischen Privat-TV-Sender beim Gesamtpublikum. Bei den Sehern ab 12 Jahre konnten die Salzburger zulegen auf einen Marktanteil von 3,2 Prozent – in der werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen musste man hingegen Einbußen hinnehmen. Das war wohl auch den fehlenden Sport-Highlights (Tennis, MotoGP, DFB-Cup) geschuldet.

Der meistgesehene Privatsender in Österreich im April war ProSieben mit 6,6 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe.