Kultur/Medien

"Summa cum Lauda": Wie die Rennsportlegende tickte

Medienkonsumenten der jüngeren Vergangenheit kennen Niki Lauda als Experten für eigentlich fast eh alles. Als einen, der immer irgendwie im Fernsehen dabei war. Nach dem Tod der Formel 1-Legende am 20. Mai rückte der Nationalheldenstatus wieder ins Bewusstsein. Wer war dieser Lauda? Und warum gilt er als Legende?

Rund einen Monat nach seinem Ableben wirft die Doku „Summa cum Lauda(20.15 Uhr, Servus TV) einen durchaus emotionalen Blick auf die Geschichte des Formel 1-Rennfahrers und Luftfahrtunternehmers, dessen prägendstes Merkmal sein eigenwilliger Charakter war.

Mit diesem schaffte Lauda es stets nach ganz vorne. Und er ließ ihn Tiefschläge verarbeiten, die wohl nicht viele andere Menschen verkraftet hätten.

Stationen

Laudas Einstieg in die Formel 1 war so eine Charakterprobe: Der junge Rennfahrer aus gutem Haus finanzierte sein erstes Cockpit in der Königsklasse auf Pump. Hier hätte die Geschichte des hoffnungsvollen Motorsportlers schon enden können, aber Lauda wurde schnell zur inspirativen Kraft für den ganzen Rennsportzirkus. Erstmals hatte ein Fahrer die Muße, sich um die Details der Abstimmung der Rennautos zu kümmern. Im Hightech-Zirkus der heutigen Fahrerlager unvorstellbar, aber Lauda hatte eben genaue Ideen, wie etwas zu funktionieren hatte.

„Er erfand die Testfahrten“, sagt sein ehemaliger Teamchef bei Ferrari, Luca Cordero di Montezemolo. In Modena hatte der ehrwürdige italienische Konzern seine hauseigene Teststrecke, auf der der von Enzo Ferrari persönlich unter Vertrag genommene Österreicher wie besessen seine Runden drehte, bis das Auto passte.

Auch hier blieb sein Charakter nicht unbemerkt, wie Montezomolo in einer Anekdote andeutete: Der Österreicher bezeichnete den roten Flitzer als „Scheißwagen“. Der Italiener: „Niki – pass auf – so darf man bei Ferrari nicht über Ferrari reden.“

Als er mit dem Wagen seinen ersten Weltmeistertitel holte, soll Enzo Ferrari geweint haben – auch das gehört zur Lauda-Folklore.

Der erste große Schicksalsschlag kam am 1. August 1976, wo Lauda am Nürburgring nach einem Unfall zunächst beinahe im Wrack verbrannte, um anschließend im Spital mit dem Tod zu ringen. Er hatte seine Ahnungen, erzählte der frühere Streckenchef, der auf Laudas Drängen zusätzliche Leute postierte, um auch die entlegenen Stellen zu überwachen. „Die sind dann mit Funkgerät drei Tage im Wald gestanden.“ Als dann der Unfall wirklich passierte sahen auch die letzten Zweifler ein, dass ausgerechnet der verunglückte Lauda recht gehabt hatte.

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Product Placement

Zu einer der launigeren Szenen in der Doku zählt der Lokalaugenschein mit Hans Stuck, der damals den Rettungsfahrern geistesgegenwärtigen den kürzesten Weg ins nächste Spital zeigte. Stuck kurvt in einem SUV, der wohl dem Product Placement-Department eines deutschen Autokonzerns entsprungen sein wird, über die Strecke und gibt nicht ganz uneitel an: „Ich kann die Strecke mit geschlossenen Augen fahren.“ Nachsatz: „Hat man schon probiert.“ Gepaart mit den Amateuraufnahmen, die den Unfall damals auf Zelluloid bannten, ist der Streckenbesuch ein Gänsehautmoment. Die „Grüne Hölle“, wie der Nürburgring genannt wird, war nie mehr wieder Schauplatz der Formel 1.

42 Tage später saß Lauda wieder im Rennwagen und feierte ein Comeback. „Als er den Helm abnahm, lief ihm das Blut herunter“, resümierte Bernie Ecclestone in der Doku.

Im Lauf des Jahres kündigt er bei Ferrari, was den Firmengründer Enzo zu einem Schreianfall brachte. Niemand hatte die Kultfirma vor Lauda verlassen.