Reporter ohne Grenzen: Neuer Rekord an inhaftierten Journalisten weltweit
Die Situation für Journalisten und Journalistinnen wird in vielen Teilen der Welt immer gefährlicher: Insgesamt 488 Medienschaffende, darunter 60 Frauen, sind laut Reporter ohne Grenzen (RSF) in diesem Jahr aufgrund ihrer Arbeit in Haft. Das bedeutet einen Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Organisation sprach von einer Rekordzahl. Besonders dramatisch ist die Lage in China: Dort sind 127 Journalisten inhaftiert, gefolgt von Myanmar (53) und Vietnam (43).
Stark ist der Anstieg in Myanmar zu beobachten. In dem Land, in dem das Militär im Februar durch einen Putsch die Macht zurückerobert hat, saßen vor einem Jahr nur zwei Journalisten in Haft. Auch in Belarus, wo Alexander Lukaschenko seit seiner umstrittenen Wiederwahl im August 2020 ein hartes Regime führt, sind nun 32 Journalisten inhaftiert. Im Vorjahr waren es noch sieben.
"Kritische Stimmen zum Schweigen bringen"
Reporter ohne Grenzen sieht die Schuld an den Zuständen bei den diktatorischen Regimen. "Zweifellos haben all diese Vorgehensweisen das Ziel, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Der Versuch, kritischen Journalismus über den verlängerten Arm der Regierung zu unterbinden ist untragbar", sagte RSF-Präsidentin Rubina Möhring. Dies sei eine Missachtung der Pressefreiheit. Die Gewalt gegen Journalisten nehme immer weiter zu und die Unterdrückungsmethoden würden immer brutaler werden.
Mit 15 Jahren Haft wurden die längsten Strafen gegen Ali i Aboluhom in Saudi-Arabien als auch gegen Pham Chi Dung in Vietnam verhängt. Die Journalisten Jimmy Lai in Hongkong und Kayvan Samimi Behbahani im Iran sind mit 74 und 73 Jahren die ältesten Inhaftierten.
Fast jede Woche verliert ein Journalist sein Leben
Die Ausübung ihres Berufes mussten laut dem Bericht der Organisation im Vorjahr 46 Medienschaffende mit ihrem Leben bezahlen. Sieben Opfer starben in Mexiko und sechs in Afghanistan. Im Jemen und in Indien wurden jeweils vier Personen getötet, Pakistan verzeichnet drei Todesopfer. Obwohl fast jede Woche ein Journalist sein Leben verliert, ist die Zahl der getöteten Medienschaffenden so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Die Häufung schwerer Verbrechen gegen Journalisten und Journalistinnen ohne jegliche Strafen sei alarmierend, so Möhring. "Es ist an der Zeit, dass Staaten zur Rechenschaft gezogen werden."
65 Journalisten sind seit Jahresbeginn bis Anfang Dezember entführt worden. Besonders viele Fälle gab es dazu mit 44 Entführungen in Syrien, gefolgt von elf Geiselnahmen im Irak und neun im Jemen. Der Großteil der Betroffenen wurde in seiner Heimat entführt. Der französische Journalist Olivier Dubois war der einzige ausländische Journalist, der heuer entführt wurde. Er befindet sich seit Anfang April in Mali in Geiselhaft von Islamisten.