ORF-Redakteursvertreter warnen vor weiterem Personalabbau
Von Christoph Silber
Nach dem Sonderfinanzausschuss der Stiftungsräte am Montag zum ORF-Budget 2020 - Tenor: mehr wird das Geld nicht werden - meldete sich am Mittwoch der Redakteursausschuss zu Wort. Die Vertreter der ORF-Redakteure von Radio, TV, Teletext und den Landesstudios beklagen in einer Resolution den "immensen Spardruck". Der gewohnte Qualitätsjournalismus sei unter diesen Voraussetzungen gefährdet. "Die Einsparungen beim Personal haben den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an die Grenzen des Möglichen gebracht. Damit muss jetzt Schluss sein", fordern die Redakteurssprecher in einer einstimmig beschlossenen Resolution.
Millionen-schweres Sparpaket
Von 2007 bis 2016 wurden rund 500 Vollzeitstellen abgebaut, führen sie weiter aus. Von 2017 bis zum Ende des nächsten Jahres müssten weitere 300 Arbeitsplätze im Konzern weggefallen sein. Es ist das Teil des laufenden 300 Milliionen-Sparpakets im ORF, das eine Vorgabe des Stiftungsrates im Gegenzug für den Beschluss der letzten Gebührenerhöhung ab 2017.
Aus Sicht der Redakteure treibe der Zwang zur Reduktion "absurde Blüten: Zusätzlich zum Personalabbau werden journalistische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Marketing-Töchter ausgelagert. Beliebte Moderatorinnen und Moderatoren sollen den ORF verlassen, um dann über Fremdfirmen ,angemietet' zu werden. Ganze Magazinsendungen werden an externe Produzenten ausgelagert. Und nicht selten führen diese Auslagerungen zu höheren Kosten. Gleichzeitig steigt durch den immensen Druck die Zahl der Krankenstände und Burn-out-Fälle deutlich an", kritisieren die Journalisten. Die dabei auch den Aufsichtsrat nicht aus nehmen: "Wenn Stiftungsräte öffentlich verlangen, es müsse Geld eingespart und ins Programm investiert werden, dann fragen wir uns: Wer soll dieses Programm produzieren, wenn nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Die Sparpakete gehen bereits jetzt zu Lasten des Publikums, weil der Spardruck in allen Redaktionen zu Einschränkungen in der Qualität zwingt."
Gegen Partei-Politik im Stiftungsrat
Der Redakteursausschuss appelliert an die nächste Regierung, den neu zu beschickenden Stiftungsrat nicht nach "parteipolitischen Überlegungen" zu besetzen und für eine ORF-Gesetzesnovelle eine Expertenrunde einzuberufen. Ein Ergebnis sollte dabei sein, dass dem ORF im digitalen Bereich mehr Möglichkeiten eingeräumt werden sowie "ein zeitgemäßes Beitragsmodell, das die sogenannte ,Streaming-Lücke für die Online-Nutzung von ORF-Programmen schließt."
Das ORF-Budget für 2020 wird am 12. Dezember vom Stiftungsrat beschlossen.