Medienmanager Rossipal will "Wiener Zeitung" übernehmen
Der Medienmanager Michael Rossipal hat Interesse daran, die "Wiener Zeitung" zu übernehmen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, sieht sein Konzept vor, die republikseigene Tageszeitung in ein tagesaktuelles Onlineangebot umzuwandeln und einmal wöchentlich auf eine gedruckte Ausgabe zu setzen. Dazu geführte Gespräche im Bundeskanzleramt führten aber offenbar zu keinem Ergebnis, sieht doch ein geplantes Gesetz der Regierung eine andere Zukunft für die Zeitung vor.
Das Konzept hat Rossipal, der einst bei der "Kronen Zeitung" als Chefredakteur an deren Onlineauftritt arbeitete und bei der Verlagsgruppe News für digitale Agenden zuständig war, vor zwei Jahren ausgearbeitet. Er geht nicht davon aus, dass die "Wiener Zeitung" künftig noch jeden Tag in gedruckter Form erscheinen könne, weil es "schlicht nicht mehr finanzierbar" sei. Ein Wochenblatt sei aber möglich, wobei er die älteste derzeit noch bestehende Tageszeitung der Welt primär über Anzeigen finanzieren möchte. Mit 1,8 Millionen Euro Startkapital und 65 Personen für den Betrieb will er auskommen - davon 18 Auszubildende in einer Lehrredaktion. Rossipal ist überzeugt, dass sein Konzept funktionieren könne. "Aber der politische Wille scheint nicht da zu sein", sagte er.
Ein teils scharf kritisierter Gesetzesentwurf der türkis-grünen Regierung ist Rossipals Vorstellungen in manchen Aspekten ähnlich. So plant die Regierung, die "Wiener Zeitung" künftig ebenfalls primär als Online-Medium und nur nach "Maßgabe der finanziellen Mittel" auch als Print-Tageszeitung - wohl als Monatstitel - erscheinen zu lassen. Zudem soll die journalistische Aus- und Weiterbildung im Rahmen eines "Media Hub Austria" ausgebaut und eine Contentagentur eingerichtet werden. Das Gesetz soll laut Entwurf am 1. Juli in Kraft treten und könnte Ende März zur Abstimmung ins Parlament gelangen.
Die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger wies Ende des Vorjahres im Rahmen einer Diskussion darauf hin, dass zwar zahlreiche Vorgespräche mit potenziellen Käufern der republikseigenen Zeitung geführt wurden, doch niemand daraufhin ein Angebot vorgelegt habe. Paul Vécsei, Leiter der kürzlich eingesetzten Koordinationsgruppe "Rettet die Wiener Zeitung", die Ideen und Vorschläge zur Weiterführung der gedruckten Tageszeitung sondiert, hat dazu eine andere Wahrnehmung. "Ich bin überrascht, wie viele Leute Interesse haben, abgewimmelt wurden und es zu keinen ernsthaften Verhandlungen kam", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".