"M - eine Stadt sucht einen Mörder": Das große Unbehagen
Von Michael Huber
Wow, was für eine beklemmende Atmosphäre: Das Unbehagen in Bilder zu fassen, hat die Produktion „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ echt gut hingekriegt. Man ist sich nicht sicher, ob der Regisseur nun David Schalko oder David Lynch heißt, der Kameramann (Martin Gschlacht) und die Musikverantwortliche (Dorit Chrysler) haben jedenfalls auch viel Anteil dran, dass man in Wien nun überall Abgründe vermutet.
Manchmal scheint die neue Serie allerdings selbst berauscht von ihren Möglichkeiten, Atmosphäre zu erzeugen – man weiß oft nicht genau, warum es gerade gruselig wird, außer weil’s halt geht. Und dann schlägt die Tonalität ständig um: Der Typus „aalglatter Politiker“ muss in der Regierungszeit von Türkis-blau offenbar verpflichtend in jede österreichische Neuproduktion eingebaut werden; in „M“ wirkt der Innenminister wie aus den „Vorstadtweibern“ ausgeschält und nachträglich aufgepropft.
Der Auftakt hinterlässt damit einen zwiespältigen Eindruck: Zwischen der gekonnten, aber deshalb nicht zwangsläufig originellen Beweisführung, dass man in Österreich eh auch internationalen Serien-Codes genügt, und dem Zurückschnalzen ins Lokalkolorit - wann gibt's eigentlich eine Ö-Produktion ganz ohne Kabarettelemente? - wirkt die Produktion untentschlossen. Der Anschluss an aktuelle politische Lage (Populismus! Flüchtlinge! Ressentiment!) wiederum erscheint allzu sehr gewollt. Vielleicht hat das aber eh alles einen Sinn: Man will nach dem Auftakt zweifellos wissen, wie’s weitergeht.