Kultur/Medien

Hugo-Portisch-Preise: Reporter vor Ort im Fokus

Wenn man als Portisch-Preisträger auch noch eine baldige Hochzeit verkünden kann, dann ist die Freude doppelt groß und Emotionen im Publikum sind gewiss. KURIER-Journalist Armin Arbeiter konnte am Donnerstagabend im ORF-Radiokulturhaus in seiner Dankesrede eben diesen Schlussakkord setzen. 
Zum zweiten Mal wurden die Hugo-Portisch-Preise im Gedenken an den großen ORF-Dokumentaristen, Buchautor und früheren KURIER-Chefredakteur in Wien vergeben. Aus Hunderten Einreichungen aus dem deutschsprachigen Raum von einer Jury ausgewählt, ging der Hauptpreis an die ehemalige RTL-Chefreporterin, frühere ORF-Korrespondentin, Kriegs- und Krisenberichterstatterin Antonia Rados.
 

In ihrer Laudatio beschrieb KURIER-Herausgeberin Martina Salomon, die Preisträgerin als „nach wie vor reiselustige Weltbürgerin“. Um den Portisch-Preis persönlich entgegennehmen zu können, ist Rados extra aus Kairo eingeflogen, eines ihrer Domizile neben Wien und Paris. 
„Ich bewundere ihre Unerschrockenheit und Beharrlichkeit. Sie ist eine Institution und eine über die Landesgrenzen hinaus bekannte Marke“, sagte Salomon, auch in ihrer Funktion als Vizepräsidentin der Hugo-Portisch-Gesellschaft. Rados, die 2011 eines der letzten Interviews Muammar al-Gaddafi führte und 1989 die Rumänische Revolution in die Wohnzimmer brachte, sei „eine Pionierin mit Ecken und Kanten, nie reißerisch, aber immer beharrlich.“ In einer Zeit, als Redaktionen noch „fast Männervereine“ gewesen seien, sei sie „pfeilgerade ihren Weg gegangen“ und „für andere Frauen prägend“ gewesen.
 

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Rados freute sich über den Preis auch deshalb besonders, weil Hugo Portisch „einer ihrer Lieblingsmentoren“ gewesen sei. Allein seine Persönlichkeit sei „extrem beeindruckend“ gewesen, als „Mann der alten Schule“ sei er aber  stets korrekt und „total nett“ gewesen. Rados erinnerte aber auch an das Leid und die Gewalt, die gerade heute noch an den Konfliktherden dieser Welt zu beobachten sind. In Zeiten von Fake News sei es immens wichtig, vor Ort zu sein. Das heiße keineswegs, ein perfektes Bild zu liefern. „Reporter vor Ort wissen nicht alles, aber immer noch mehr als die, die Tausende Kilometer entfernt an einem Computer sitzen.“
 

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Arrivierter Jungstar

Armin Arbeiter ist einer jener Journalisten, die dort hingehen, wo es wehtun kann. Er begibt sich in die Krisengebiete der Welt – von der Ukraine im Krieg bis zu den Protesten in Hongkong. Die Laudatio auf den diesjährigen Träger des Nachwuchspreises hielt VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger. Arbeiter habe sich in „den Status eines arrivierten Jungstars erarbeitet, der in seinen Spezialdisziplinen Außen- und Verteidigungspolitik mit profunden Reportagen und Analysen komplexe Sachverhalte verständlich macht.“ Eigenschaften, die auch Hugo Portisch stets angetrieben haben.  

„Heute hierzustehen“ erfülle ihn mit großer Dankbarkeit und Demut, sagte der 33-jährige Preisträger, „Demut, weil ich weiß, dass es noch ein langer Weg ist, bis ich meinem Vorbild gerecht werden kann.“ Dankbarkeit zollte er jenen Menschen, die ihn auf seinem Weg begleitet haben. Den Eltern („mit unerschütterlichen Nerven“),  seinem Lieblingsbegleiter, KURIER-Fotograf Jürg Christandl, den Kolleginnen und Kollegen der Außenpolitik-Redaktion. Und seiner Anni, die er  in wenigen Wochen heiraten werde.

Der Preis im Bereich Zeitgeschichte und Dokumentation ging an das Redaktionsteam der ORFIII-Reihe „Österreich – Die ganze Geschichte“. Die vielteilige Reihe sei „ein Musterbeispiel dafür, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk leisten kann, aber auch dafür, was er leisten muss“, so der frühere  n-tv-Chef Hans Demmel in seiner Laudatio auf das Redaktionsteam, bestehend aus Otto Schwarz, Alexander Apostolidis, Mariella Gittler, Andreas Pfeifer sowie Stephanie und Matthias Ninaus.

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Gegen Fake News

Festredner Thomas Bellut, der frühere Intendant des ZDF, sprach über „geschlossene Parallelwelten, teilweise finanziert von ausländischen Geheimdiensten.“ Politiker würden im Netz zu Tätern stilisiert und in Wahlkämpfen brutal attackiert. Am Ende könne nur „eine breite, qualitätsvolle Berichterstattung in allen Medien Fake News konterkarieren“.