Kultur/Medien

Hausdurchsuchungen und Kurz: Böhmermann will wieder was gewusst haben

Es gehört schön langsam zur Folklore: Immer, wenn in Österreichs Innenpolitik wieder was passiert, dann hat der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann vorher mit einer Art Insiderwissen für Erstaunen gesorgt. Das war wenige Wochen vor dem Auffliegen der Ibiza-Affäre so, als er im April 2019 in einer Videobotschaft für eine österreichische Fernsehgala sagte: Er könne die Akademie-ROMY nicht persönlich abholen, weil er "gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchen-Villa auf Ibiza rumhänge". Er verhandle außerdem gerade, wie er die Kronen Zeitung übernehmen könne, dürfe darüber aber nicht reden. Wir alle wissen, was schließlich am 17. Mai bekannt wurde.

Kurz davor legte Böhmermann noch einmal nach: "Kann sein, dass morgen Österreich brennt". Etwas später wurde bekannt, dass Böhmermann das Ibiza-Video ebenso angeboten bekam.

Kryptischer Tweet

Im Mai 2021 setzte sich Böhmermann ZDF Magazin Royale in einer Sondersendung mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und der ÖVP auseinander. Im Vorfeld setzte Böhmermann einen kryptischen Tweet ab: “Noch hat Gernot Blümel Zeit zurückzutreten, ohne dass es aussieht, als wäre das @zdfmagazin Schuld daran.”

Die dann folgende Sendung lieferte zwar keine Bombe in dieser Richtung, aber der Finanzminister stand dann Wochen später wieder im medialen Kreuzfeuer und wurde im Juni ein weiteres Mal in den Ibiza-U-Ausschuss geladen.

"Zimmer aufgeräumt?"

Nun ist wieder etwas passiert. Seit Mittwochfrüh (6. Oktober) steht Österreich im Zeichen einer groß angelegten Razzia in der ÖVP-Zentrale, im Bundeskanzleramt, im Finanzministerium  – mit den bisher bekannten innenpolitischen Einschlägen. Und wieder ist festzustellen, dass Jan Böhmermann vorab dazu Anspielungen gemacht hat.

Bereits in seiner ZDF Magazin Royale-Sendung vom 24. September wandte sich der Satiriker an den österreichischen Bundeskanzler mit den Worten: "Sebastian Kurz, ich hoff', du hast dein Zimmer aufgeräumt". Böhmermann weiter: "Ich drück dir ganz fest die Daumen für die kommenden Wochen, Seppl,  - du weißt schon, worum's geht, gell?"

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In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die ÖVP am 28. September - also vier Tage später - eine Pressekonferenz einberief, in der die stellvertretende Generalsekretärin Gaby Schwarz darüber berichtete, dass in den vergangenen Tagen viele Journalisten angefragt hätten, ob eine Hausdurchsuchung in der ÖVP-Zentrale stattgefunden habe oder stattfinden wird. Schwarz kritisierte diese Vorgänge. Medial wurde breit diskutiert, warum die ÖVP zu den bereits bestehenden strafrechtlichen Vorwürfen gegen hochrangige Parteimitglieder derart in die Offensive ging.

Erste Berichte bereits vor Böhmermann-Show

Vielleicht haben Böhmermann und seine Redaktion ja einfach nur aufmerksam den KURIER gelesen. Denn bereits in der Ausgabe vom 16. September wurde berichtet, dass unter den Top-Anwälten in Wien große Nervosität herrsche. Im Casinos-Akt (hier wird alles rund um den Ibiza-Komplex ermittelt) seien 20 Ordnungsnummern von der WKStA verdeckt worden. Ein Indiz für Anwälte, dass die Staatsanwaltschaft Zwangsmaßnahmen plane. "Wir warten nun jeden Tag, wann die Showtime beginnt", so ein zitierter Anwalt. 

Am Mittwoch, als die "Showtime" losging, und der Kanzler stark unter Druck geriet, setzte Böhmermann dann einige hämische Tweets in Richtung Kurz ab. Etwa: "Die CDU wünscht sich einen deutschen Sebastian Kurz. So wie das aussieht, kann sie bald sogar supergünstig das Original aus Österreich haben."

Oder: "Sebastian Kurz ist für unsere Sünden gestorben."

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