Eva Twaroch: Sie liebte Frankreich, die Kultur, die Vielfalt
Seit Jahren im Dauereinsatz. Bis zuletzt: Live-Einstiege für ZiB-Ausgaben, Politik-Analysen, Sondersendungen zu jeder Uhrzeit, noch vor wenigen Tagen in Wien am Telefon für „Licht ins Dunkel“ ...
27 Jahre lang war sie das sympathische Gesicht und die kompetente Stimme Frankreichs für den ORF – egal ob Lady Dianas Unfall, der Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen oder die Attentate in Paris und Nizza: Eva Twaroch war vor Ort und berichtete über aktuelle Ereignisse und Hintergründe.
Am Sonntag ist die herausragende Journalistin mit nur 55 Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt in Paris verstorben.
„Man ,funktioniert’ einfach, wenn so schreckliche Ereignisse passieren“, sagte sie nach dem Attentat auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo im Jänner 2015 und hatte doch Angst um ihre beiden Töchter, Zwillinge im Erwachsenenalter. „Zum Nachdenken kommt man da nicht, das hält auch die eigenen Emotionen wie Betroffenheit auf Distanz.“ Verheiratet war sie mit einem Franzosen.
1963 in Wien geboren. begann sie 1982 als freie Mitarbeiterin des ORF, kam schon während des Studiums – Romanistik und Psychologie – nach Frankreich, war für die französische Redaktion von Radio Österreich International, die Kulturredaktion und die TV-Außenpolitik tätig. Parallel dazu arbeitete sie für französische Medien.
In der Seine-Metropole
1991 wurde sie Korrespondentin in Paris, damals noch als angestellte Redakteurin. Weil sie nach Ablauf ihres Korrespondentenvertrages wieder nach Wien hätte übersiedeln müssen, überzeugte sie den damaligen Generaldirektor Gerhard Zeiler von der Idee, das ORF-Büro in Paris zu „privatisieren“. Sie führte das Büro als Unternehmerin – mit persönlichem Risiko. Aber sehr erfolgreich.
Man spürte es, wenn man ihr zuhörte: Eva Twaroch liebte Frankreich, seine Kultur, die Menschen – einfach die Vielfalt. Besonders faszinierte sie das Niveau auch der politischen Debatten dort. Und dass viele französische Politiker ein oder mehrere Bücher geschrieben haben: „Da könnten sich die Österreicher ein Scheibchen abschneiden.“
Als intime Kennerin der „Stadt der Lichter“ schlenderte sie mit Freunden oder Bekannten gern über den Flohmarkt bei der Porte de Clignancourt oder zum Canal Saint Martin, wo man oft hört: „Ah, hier hat man das Gefühl, nicht in Paris zu sein.“
1999 erhielt sie den von Frankreich und Österreich gemeinsam vergebenen Joseph-Roth-Journalistenpreis verliehen und 2007 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.
Ihr Vater Paul Twaroch, der frühere Intendant des ORF-Landesstudios Niederösterreich, war ihr stets willkommener Ratgeber.
„Europa ist für mich der einzige Weg, um die Herausforderungen und Probleme des 21. Jahrhunderts zu meistern“, war das Credo der Kosmopolitin. „Der zentrale Satz, den die politischen Verantwortlichen aller Couleurs und aller EU Staaten endlich lernen müssen, lautet: Europa, das sind wir und nicht die anderen.“