Kultur/Medien

Der ORF zittert budgettechnisch ins nächste Jahr

Am Montagnachmittag trat am Wiener Küniglberg eine vertraute Runde zusammen: Die Stiftungsräte, die im Finanzausschuss des obersten ORF-Gremiums vertreten sind, berieten im kleinen Kreis das, was am Donnerstag in voller Besetzung diskutiert werden wird: das ORF-Budget. Beziehungsweise die Lücke, die sich darin im kommenden Jahr auftut.

Der Budgetentwurf für 2023 stellt einen ziemlichen Kraftakt dar, weshalb man schon jetzt darüber berät – so früh wie noch nie. Durch allgemeine Teuerung und steigende Energiepreise ist der öffentlich-rechtliche Sender im kommenden Jahr mit einer Finanzierungslücke von mehr als 30 Millionen Euro konfrontiert – Gebührenerhöhung hin oder her.

Der Großteil davon – laut APA mehr als 25 Millionen – resultiert aus gestiegenen Kosten für Energie und Strom. Maßnahmen mit einem Einsparungsvolumen von 15 Millionen Euro wurden bereits in das Budget aufgenommen. In den kommenden zwei Monaten sollen weitere 15 Millionen an Einsparmöglichkeiten gefunden werden. Gleichzeitig will der ORF aber verstärkt ins Programm, das kommende Woche der Werbewirtschaft präsentiert wird, investieren. Wie sich das ausgehen soll, ist noch nicht restlos geklärt.

Seit Sommer stehen jedenfalls Strukturen, Workflows und Abteilungen intern auf dem Prüfstand. Mit dem Betriebsrat wurden erste informelle Gespräche über den anstehenden Gehaltsabschluss geführt. Der soll nach Wunsch der Geschäftsführung möglichst niedrig ausfallen.

Jüngere Mitarbeiter

Das strategische Vorhaben, den ORF vom Broadcaster zur multimedialen Plattform zu transformieren, will die Geschäftsführung weiter verfolgen. Als Teil dessen startet heute, Dienstag, das Audioportal ORF-Sound. Auf einer App sind hier alle Audio-Angebote des ORF verfügbar.

Eine weitere Herausforderung ist personeller Natur: In den kommenden Jahren stehen 400 bis 500 Pensionierungen an, die mit jungen, multimedial ausgebildeten Kräften nachbesetzt werden sollen. Dafür braucht es allerdings einen ORF, der als Arbeitgeber attraktiv ist.

Der Öffentlich-Rechtliche hadert zudem mit der Digitalisierung seiner Kundschaft. Die nutzt ORF-Angebote, spart sich aber die GIS-Gebühren. Der Verfassungsgerichtshof hat der Politik den Auftrag gegeben, dieses Schlupfloch zu schließen. Wie, das ist noch offen.

Dazu kommt eine nicht zu unterschätzende Welle von Abmeldungen aus sozialen Gründen, die der ORF allein stemmen muss. Rund 23.000 Anmeldungen fehlen dem ORF aktuell, um finanziell im grünen Bereich zu sein. Der Fehlbetrag für 2022 liegt derzeit noch bei acht Millionen, zuvor waren es zwölf gewesen. Neo-ORF-Chef Roland Weißmann hat aber „eine schwarze Null“ als Jahresziel ausgegeben.