"Traumschiff": Rassismus-Debatte und Verschiebung wegen Mockridge
Seit 40 Jahren schickt das ZDF das "Traumschiff" auf große Fahrt. Im Rückblick des Spiegel auf die bisherigen Jahrzehnte hieß es: "Kurs auf die Seichtchellen."
Nach der traditionellen Ausstrahlung zu Weihnachten war tatsächlich mangelnder Tiefgang des Fernsehdampfers Thema in den sozialen Medien ("peinlichste Folge, die jemals gedreht wurde“). Die am Neujahrstag gesendete Namibia-Folge brachte dem ZDF nun sogar eine Rassismusdebatte ein.
Eine der beanstandeten Szenen zeigt den Staff-Kapitän Martin Grimm, gespielt von Daniel Morgenroth, der bei einem Landgang in einem afrikanischen Dorf gebeten wird, bei der Reparatur eines Diesel-Generators zu helfen. Das löst der Deutsche natürlich im Handumdrehen und wird von der Dorfbevölkerung gefeiert.
Stereotypische Gegenüberstellung
Für das Schweizer Portal 20min.ch analysierte Dina Wyler, Geschäftsleiterin der Zürcher Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, die "Traumschiff"-Folge. "Man erkennt klar, dass an einigen Stellen bestimmte Stereotypen bedient werden", meint Wyler. "Gerade die Szene, in der der Generator repariert wird: Das ist ein klassisches Beispiel für die stereotypische Gegenüberstellung zwischen dem angeblich ungebildeten Mann aus der fremden Kultur und dem weißen Mann, dessen Hilfe er zu benötigen scheint."
Auch ansonsten werden lokale Probleme wie Wilderei und Schmuggel groß gemacht. So ist der namibische Freund der Nichte des Traumschiff-Kapitäns (Florian Silbereisen) in krumme Geschäfte verwickelt, während sie in einer Schule als Lehrerin aushilft.
"Zum Fremdschämen", hieß es auf Twitter. Auch "Traumschiff verbieten" wurde gefordert. Laut Expertin Wyler wäre eine Absetzung kontraproduktiv. Diskussionen um solche Inhalte sieht sie als Chance, "da sie das Hinterfragen der eigenen Denkweise anregen."
Und das tut das "Traumschiff" nach wie vor auf breiter Ebene. Zwar verlor man am 1. Jänner klar gegen den "Tatort" im Ersten, dennoch konnte das ZDF mit 6,46 Millionen Zusehern und Zuseherinnen einen Marktanteil von 19,7 Prozent verzeichnen.
Verschiebung wegen Mockridge
Auch um die Weihnachtsfolge gibt es nun Diskussionen. Wie t-online berichtet, ging eine andere Folge on air als ursprünglich geplant – anstelle der Malediven wurde Schweden angesteuert. Grund dafür ist Gastschauspieler Luke Mockridge, gegen den Vorwürfe der sexualisierten Gewalt erhoben wurden.
"Aufgrund der im Herbst 2021 geführten öffentlichen Diskussionen um Luke Mockridge hat das ZDF in Abstimmung und im Sinne aller Beteiligten die Folge 'Das Traumschiff – Malediven' auf einen späteren Zeitpunkt verschoben", zitiert t-online eine ZDF-Sprecherin.
Wann die Episode gezeigt wird, stehe noch nicht fest. Da es in der Folge um Weihnachten gehe, könne diese "nur im Weihnachtsumfeld ausgestrahlt werden".
Im Vorjahr wurden Vorwürfe der sexualisierten Gewalt seitens seiner Ex-Freundin gegen Mockridge publik. Er weist diese zurück, ein Ermittlungsverfahren wurde nach mehreren Monaten eingestellt. In einem Spiegel-Bericht zu der Causa äußerten sich zudem mehrere Frauen und berichteten von übergriffigem Verhalten des Comedians. Mockridges Anwalt ging gegen die Berichterstattung vor: Teile des Artikels zu den Vorwürfen seiner Ex-Freundin wurden von einem Gericht untersagt, der Spiegel hat Rechtsmittel eingelegt.
In den sozialen Medien sorgten die Vorwürfe für heftige Diskussionen. Mockridge zog sich im Herbst aus der Öffentlichkeit zurück, kündigte im Dezember jedoch eine Tour für 2022 an.
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