Kultur

Man hielt ihn für den fünften Beatle

Der Brief an den Verleger war unmissverständlich: Sein erstes und letztes Stück werde die „Publikumsbeschimpfung“ bleiben, schrieb der damals 22-jährige Peter Handke im Oktober 1965 an den Verleger Siegfried Unseld.

Nachzulesen im Theatermuseum, das sich anlässlich des 70. Geburtstages des Dichters und Dramatikers umfassend mit dessen Theaterarbeit auseinandersetzt.
Handke war inkonsequent, der „Publikumsbeschimpfung“ folgten 20 weitere Stücke. Obwohl er ja keine Schauspieler möge, wie man im Programmheft der Uraufführung von „Kaspar“ (1968) erfährt, und er Theater für einen „totalen Anachronismus“ halte.
Ein langhaariger Rebell im spießigen Österreich der 60er-Jahre. Er duftete nach Rock ’n’ Roll. Kein Wunder, dass ihn Medien aufgeregt als „fünften Beatle“ hypten.

Die Schau ist keine, für die bloß zerschnipselte Bücher in Vitrinen gelegt wurden. Hören, sehen und sogar Angreifen darf man. Die Kuratoren Klaus Kastberger und Katharina Pektor haben im Hof einen Apfelbaum gepflanzt, um gleichsam um ihn herum „Immer noch Sturm“ zu inszenieren – mit der Regieanweisung „ein Apfelbaum, behängt mit etwa 99 Äpfeln“.

Auf zwei Zimmer wurden acht Stücke aufgeteilt: rechts die frühen, links die späten. Von der „Publikumsbeschimpfung“ über „Kaspar“ und das stumme Stück „Das Mündel will Vormund sein“ bis zum „Ritt über den Bodensee“. Darin ist Handke als der junge Star eines neuen Theaters zu sehen – unter anderem in einem Donald- Duck-Heft als Dichter. Der zweite Teil der Ausstellung führt in die Gegenwart. Hier findet auch „Die Fahrt im Einbaum ihren Platz“, samt einer Dokumentation jener Erregungen, die das Jugoslawien-Engagement des Autors ausgelöst hat.

Ein umfangreiches Begleitbuch ist im Verlag Jung und Jung erschienen. Darin nachzulesen Handkes Selbsteinschätzung 2012: „Ich bin eigentlich ein Stümper, aber mit einem großen Gefühl.“

Impressionen der Ausstellung