Kultur

Live-Art-Festival in Wien: Schwimmreifen als Abstandshalter

„Ich pfeif auf das Gejammer. Ich mag nicht ständig über die Kulturpolitik schimpfen. Man muss selbst was machen.“

Das war der Grund für Georgij Makazaria, den Sänger von Russkaja, beim „Live-Art“-Festival aufzutreten, das Samstag auf dem Wiener Sankt-Ulrichs-Platz stattfand. Der Vollblutmusiker und seine Band sorgten dabei für einen der Höhepunkte des Festivals, bei dem auf drei Bühnen Acts wie Peter Legat (Count Basic) und die Playback Dolls auftraten. Hunderte Wiener hüpften und tanzten mit Schwimmreifen um den Körper, als Russkaja mit ihrer unwiderstehlichen Energie loslegten.

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Organisator des Festivals im Live-Aid-Stil (Bühnenaufbau, Soundtechnik etc. wurden gratis bestritten) war Gerald Bayer, Besitzer der Sankt-Ulrichs-Platz-Lokale Ulrich und Erich. „Ich bin im Lockdown mit dem Rücken zur Wand gestanden“, erklärt er im KURIER-Interview. „In letzter Sekunde habe ich einen Kredit bekommen. Weil es davor schon kurz vor knapp war, hatte ich eine Videobotschaft mit befreundeten Musikern verfasst. Aber an dem Tag, an dem ich das Video rausschicken wollte, kam das Geld an. Damit hatte ich wieder etwas Luft und wollte denen helfen, die mir mit dem Video geholfen haben.“

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So hatte Bayer die Idee, die Schwimmringe für die von ihm auf dem Sankt-Ulrichs-Platz veranstaltete Wasser-Rutschpartie, die im Juni hätte stattfinden sollen, als Abstandshalter für ein Festival zu verwenden, bei dem alle Einnahmen den Künstlern zu Gute kommen.

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Für 25 Euro Pfand bekam ein Großteil der Zuschauer am Eingang einen Einhorn-Reifen, der an einer Aufblasstation aufgepeppt werden konnte, wenn ihm die Luft ausging. Dem Rest wurden Sitzplätz hinten am Platz zugewiesen. Hätten nämlich alle 500 zugelassenen Gäste Reifen gehabt, hätte das bei einer Notfalls-Räumung des Geländes Probleme gemacht. Bayer lobt die Unterstützung der Behörden, aber auch die der Pfarre, die sofort Bühnen im idyllischen Pfarrhof und der Kirche genehmigte.

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Warum so eine Initiative von einem Gastronom kam und nicht vonseiten der Musiker, erklärt Georgij Makazaria. „Gerald hatte durch das Organisieren der Rutschpartie Erfahrung und Teams, mit denen er das veranstalten konnte. Für uns war es großartig. Als Mensch gewöhnt man sich an vieles. Aber den Drang, auf der Bühne zu stehen, gewöhnst du dir als Musiker nie ab. Live zu spielen ist uns echt arg abgegangen.“