Kultur

Große Oper im neuen Theater

Wer das um 180 Millionen Euro errichtete Theater zum ersten Mal betritt, kommt zunächst aus dem Staunen nicht heraus. Daher vorweg noch einmal eine kleine Rezension des Gebäudes, ehe wir zum eigentlichen Anlass, einer Gala-Aufführung des „Rosenkavalier“, kommen.

Gigantische Dimensionen

Das neue Musiktheater ist von den Dimensionen gigantisch. Wer, von der Autobahn kommend, Richtung Zentrum fährt, stößt auf ein kolossales Haus, das bald zum Monument werden wird. Man kann es kaum glauben: Ist es wirklich so groß?
Selbstverständlich ist das Theater mit vielen Parkplätzen in der Tiefgarage ausgestattet. Von dieser kommt man über eine Stiege direkt ins mächtige Foyer und sieht gleich, wie raffiniert sich das Theater zur Stadt hin öffnet. Das sei ganz wichtig, erzählt Intendant Rainer Mennicken, damit es von der Bevölkerung den ganzen Tag genützt werden kann. Das Theater-Café öffnet um 8 Uhr, das Restaurant unter dem Dach schließt um 24 Uhr.

Auf den zahlreichen Ebenen kann man sich spielerisch und hochtechnisiert betätigen. So gibt es eine, nach einer Idee von Mennicken und vom Ars Electronica Center errichtete Wand, auf der Opernstars, von Mozart bis Callas, lebendig werden, sobald man sich ihnen nähert. Dazu ein Bandoneon, das man spielen kann und das mit allen Säulen und Röhren im Eintrittsbereich verbunden ist, die ähnlich wie Orgelpfeifen funktionieren und das gesamte Theater zum Instrument machen. Man kann dort auch einen iPod anschließen und seine Lieblingsmusik von dieser atemberaubenden Gerätschaft spielen lassen.

Außer der Hauptbühne, auf der der „Rosenkavalier“ drei Mal Platz hätte, gibt es eine Studiobühne, eine Bar für 150 Konzertbesucher, einen Probenraum, so groß wie die Bühne, etc. Es ist sicher das technisch faszinierendste Opernhaus Europas.

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Anspruch und Realität

Womit wir beim Inhalt wären. Sechs Millionen Euro mehr Subvention als für das Landestheater hat Mennicken zur Verfügung, insgesamt nun 40 Millionen. Damit wird er das Theater nicht sofort in die erste Liga katapultieren können. Das Bruckner Orchester spielt farbenreich, nicht immer ganz präzise, könnte aber mit einem anderen Dirigenten als Dennis Russell Davies sicher famos sein – er verschleppte die Tempi beim „Rosenkavalier“ schrecklich. Bei den Sängern der vom Landestheater ins neue Haus übersiedelten, eleganten, aber nicht immer nachvollziehbaren Produktion (Regie: Anthony Pilavachi), ragten die Gäste heraus: Anne Schwanewilms als noble Marschallin, Kurt Rydl als mächtiger Ochs und Clemens Unterreiner als zu junger Faninal. Valentina Kutzarova ist ein überzeugender Octavian, Mari Moriya eine höhensichere Sophie, Christa Ratzenböck eine sehr gute Annina. Der Rest des Ensembles kann mit den neuen Ansprüchen nicht mithalten.

KURIER-Wertung: *** von *****