Kultur

Leopold Museum: Direktor Natter freigestellt

Am Montag war im Leopold Museum eine entscheidende Vorstandssitzung angesagt: Nach dem überraschenden Rücktritt des museologischen Direktors Tobias G. Natter vergangene Woche stand nun die unmittelbare Zukunft des Museums auf der Tagesordnung. Sammlerwitwe Elisabeth Leopold hatte angekündigt, „eine Art Misstrauensantrag“ gegen den Vorsitzenden des Vorstandes, Helmut Moser vom Kulturministerium, einbringen zu wollen.

Und die personelle Zukunft des Zweierdirektoriums war zu klären. Zumindest dies wurde erreicht: Natter ließ nach der Sitzung in einer Aussendung wissen, dass er sich in seiner Entscheidung zurückzutreten bestärkt fühlt. Er hatte die Doppelfunktion des kaufmännischen Direktors Peter Weinhäupl kritisiert, der zusätzlich in einer neu gegründeten Klimt-Ucicky-Stiftung Vorstand wurde. Natter sah dies als „unvereinbar“ an und forderte eine Deklarierung der Vorstandsmitglieder im Leopold Museum in dieser Causa. Doch nach der Sitzung meinte Natter: „Ich sehe leider die Voraussetzungen bestätigt, die zu meinem Verzicht auf eine weitere Ausübung meines Dienstvertrages geführt haben. Selbst die Hoffnung nach mehr Transparenz hat sich nicht erfüllt.“

Inadäquat

Natter war vom Vorstand für die Zeit der Kündigungsfrist dienstfrei gestellt worden, wie der Vorstand mitteilte. Viel mehr Information wurde nicht öffentlich gemacht: es wurde lediglich bekannt gegeben, man habe „einstimmige Beschlüsse über die künftige personelle Führung der museologischen und kaufmännischen Direktion gefasst“. Die Details werde man der Öffentlichkeit aber erst dann verkünden, wenn die Betroffenen informiert seien.“

Gegenüber dem KURIER bezeichnete Natter das als „inadäquate Antwort auf das legitime Interesse der Öffentlichkeit“. Im Umfeld des Museums war schon im Vorfeld zu hören, dass nun ein interimistischer Leiter aus dem Haus bestellt werden sollte.

Schaden

Inzwischen hat sich auch der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zum Museumskonflikt zu Wort gemeldet. Er bezeichnet es gegenüber dem KURIER als „Schaden für das Museum, wenn hier öffentlich gestritten wird“. Dies sei „bedauerlich“, so Mailath.

Mailath erachtet es auch für „nicht sehr hilfreich, wenn meine Freunde der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) sagen, man sollte die Sammlung auflösen“. Die IKG hatte nach Natters Rücktritt gefordert, das Leopold Museum aufzulösen und die Sammlung auf andere Museen zu verteilen. Mailath: „Diese Sammlung ist etwas sehr orginäres Wienerisches.“ Es seien „wesentliche Schritte in Richtung Aufarbeitung der Vergangenheit gemacht worden“.

Weinhäupls Doppelfunktion im Leopold Museum und der Klimt-Ucicky-Stiftung bezeichnete Mailath-Pokorny als „ungünstige Optik“ – „bei großer Wertschätzung von Direktor Weinhäupl“.