Kultur

Kušej wirft zum Abschied Münchner Kollegen "Dilletantismus" vor

Der scheidende Intendant des Münchner Residenztheaters, Martin Kušej , geht in einem Interview hart mit seinem Kollegen Matthias Lilienthal von den benachbarten Kammerspielen ins Gericht. In der Münchner Abendzeitung (Wochenendausgabe) wirft Kušej, der mit Herbst die Leitung des Wiener Burgtheaters übernimmt, den Münchner Kammerspielen „Dilettantismus und Selbstüberschätzung“ vor.

"So leid es mir tut..."

Auf die Frage, ob die von Lilienthal geleiteten Kammerspiele mit ihrem internationalen und politischen Diskurstheater ein Vorbild sind, sagte Kušej der Zeitung: „Nein! Ich habe einen gewissen Respekt vor dieser Art des Theaters und ich glaube, dass manche Bereiche im postdramatischen oder dekonstruktivistischen Theater sehr interessant sein können, wenn sie gut gemacht sind. Aber so leid es mir tut: Ich habe in vielen Fällen einen Grad an Dilettantismus und Selbstüberschätzung erlebt, der furchterregend, abenteuerlich oder einfach bescheuert war.“

Keine Reaktion

Lilienthal wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Er sagte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur: „Zu manchen Dingen schweigt man lieber.“ Residenztheater und Kammerspiele sind die beiden größten und renommiertesten Sprechtheater in München und liegen in direkter Nachbarschaft. Kušej verlässt das „Resi“ nun nach acht Jahren und wird Intendant des Burgtheaters Wien. Lilienthal ist seit 2015 Intendant der Kammerspiele und tritt im kommenden Jahr ab. Er geht erst mal nach Beirut, um dort ein Festival zu organisieren. Nach Ansicht seiner Kritiker hatte er das klassische Sprechtheater vernachlässigt und stattdessen zu viel Diskurs und Experimentelles auf die Bühne gebracht.