Kultur

Kunststreit um Gemälde eines ermordeten Afroamerikaners

Ein Gemälde des 1955 in den USA ermordeten Afroamerikaners Emmett Till im New Yorker Whitney-Museum hat einen Streit in der Kunstwelt ausgelöst. Das Werk „Open Casket“ (Offener Sarg) der weißen Künstlerin Dana Schutz ist angelehnt an ein Foto von Till nach dem Lynch-Mord im Südstaat Mississippi. Mit brauner, verschmierter Farbe hat sie Tills entstelltes Gesicht abstrakt nachempfunden. Till war im Alter von 14 Jahren ermordet worden, weil er angeblich einer weißen Frau nachgepfiffen hatte. Das Foto seiner zerschundenen Leiche im geöffneten Sarg ging durchs Land. Manchmal wird sein Tod als „Urknall“ der schwarzen Bürgerrechtsbewegung bezeichnet.

Offener Brief

Seit das Whitney das Gemälde bei seiner vor zwei Wochen eröffneten Biennale zeigt, reißt die Diskussion nicht ab. Mehr als 30 Künstler unterzeichneten einen offenen Brief der britischen Künstlerin Hannah Black. „Es ist nicht hinnehmbar, dass ein weißer Mensch das schwarze Leid in Profit und Spaß verwandelt“, heißt es darin. Selbst wenn Schutz „mit keiner Sensibilität für Geschichte“ gesegnet sei, müsse sie den Protest hinnehmen. „Das Gemälde muss weg“, heißt es im Brief.

Unbeeindruckt

Weder die Künstlerin noch das Whitney ließen sich von dem Brief und einem Protest im Museum, bei dem Besucher die Sicht auf das Gemälde blockierten, beeindrucken. Zu den Themen der Biennale gehörten auch schmerzliche Erfahrungen wie Gewalt, Rassismus und Tod, teilten die Kuratoren mit. Die Ausstellung müsse Künstlern eine Plattform bieten, auch solch emotionale Themen zu verarbeiten. „Ich weiß nicht, wie es ist, in Amerika schwarz zu sein, aber ich weiß, wie es ist, eine Mutter zu sein“, teilte Schutz dem Guardian mit.