Kultur

Kunst: Bitte, tun Sie sich einen Zwang an

Klack. Klack. Klack. Die lebensgroße Marionette, die am Eingang der Ausstellung von Markus Schinwald im Linzer Lentos Museum steht, tappt unentwegt mit dem Fuß auf den Boden. Oben an der Decke quietscht der Mechanismus, der die Figur am Laufen hält.

Jetzt, wo der Rummel um den österreichischen Biennale-Künstler des Jahres 2011 verhallt ist, lässt sich hier in Ruhe feststellen, dass Schinwald nicht nur ein bildender, sondern auch ein lautmalender Künstler ist.

Im Lentos, wo seine breit angelegte Einzel-Schau noch bis 29. Jänner 2012 läuft, hat Schinwald eines seiner typischen Environments aufgebaut, in denen alles mit allem zu tun hat: In einer Landschaft aus aufgestellten und umgelegten weißen Wänden läuft hier ein Film, dessen raunende Tonspur gemeinsam mit dem Klappern und Quietschen eine unheimliche Atmosphäre erzeugt. Die Protagonisten des Streifens („Ten In Love“, 2006) tragen jene absurden Gewand-Kreationen, die teilweise auch im Original ausgestellt sind – etwa den „Schuh-Schal“, der sich in Form zweier Frauenbeine in Strümpfen um den Hals des Trägers schlingt.

Besucher auf die Bühne

Deutlicher als im Biennale-Pavillon in Venedig tritt im Lentos Schinwalds Beschäftigung mit Kleidung und Mode hervor: Immer wieder weist er darauf hin, dass die Dinge, in die sich Menschen mitunter freiwillig hineinzwängen, sie in bestimmte Posen, zu bestimmten Haltungen zwingen. Im Linzer Museum wird dieser Konnex noch durch eine Art Catwalk im hinteren Teil des Saals unterstrichen – hier muss man als Besucher selbst auf die Bühne steigen und seltsame Verrenkungen vollführen, um die ausgestellten Guckkästen und die so genannten „Adornoramen“ zu betrachten.

Schinwald-Kenner werden alle gezeigten Werke schon irgendwo gesehen haben – das Arrangement im Lentos unterstreicht aber nur die Kontinuität und Konsequenz, mit der der Künstler an der Umsetzung seiner Ideen arbeitet.

Neben inneren und äußeren Zwängen gehört zu Schinwalds Kunst immer auch ein guter Schuss Humor, wie gerade seine Filme zeigen. Wäre der gebürtige Salzburger nicht im Kunstbereich erfolgreich geworden, hätte er gewiss eine lukrative Stelle in Monty Pythons „Ministry of Silly Walks“ bekommen.

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