Kultur

Künstler zur Fertigstellung eines Werks verurteilt

Im boomenden internationalen Kunstmarkt gehört Danh Vo zu den Stars der Zukunft. Vergoldete Kartons aller Art, wie ein vergoldeter Budweiser-Karton, zählen zu seinen Verkaufshits.

Nun ist dieser ehemalige Bierkarton Teil des Rechtsstreites zwischen dem niederländischen Kunstsammler Bert Kreuk und dem Künstler – der eine doch überraschende Wendung genommen hat: Ein Gericht hat Danh Vo dazu verurteilt, ein Kunstwerk innerhalb eines Jahres fertig zu stellen. Andernfalls droht ihm eine Strafe von bis zu 350.000 Euro.

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Anstatt, wie versprochen, 2013 eigens für Kreuk im Zuge einer Ausstellung ein Werk zu kreieren, lieh der Künstler ihm lediglich den Karton. Denn Vo befürchtete, dass Kreuk sein Werk für viel Geld wiederverkaufen würde. Kurzerhand verklagte Kreuk den vietnamesischen Künstler: Im Konflikt geht es um Misstrauen und gebrochene Versprechen. Und in dem daraus resultierenden Strafverfahren scheint momentan alles darauf hin zu deuten, dass Kreuk gewinnen wird, berichtet die New York Times.

Rechtslage

Ein kurioser Fall: Obwohl die Kontrahenten nie einen Vertrag unterschrieben haben, entschied das Gericht vorerst zugunsten des Kunsthändlers. Denn das niederländische Recht akzeptiert – so wie das österreichische – mündliche Vereinbarungen, wenn Zeugen oder Beweise existieren. Eine Rechtslage, die es so in den meisten Ländern nicht gibt. Mehrere eMails zeigen, dass Danh Vo 2013 nach Den Haag gereist ist, um sich den Raum für die kommende Ausstellung anzuschauen. Außerdem wurden Hotelzimmer gebucht, damit Danh Vo die Installation anbringen kann.

Dieser Prozess zeigt, wie der Kunstmarkt tickt: Sammler kaufen Projekte gehypter Künstler, um sie mit großem Gewinn zu verkaufen. "Ich denke nicht, dass ich so arbeiten kann. Ich denke nicht, dass etwas dabei rauskommen kann, weil da so ein tiefer Widerstand ist. Es ist gegen alles, an das ich als Künstler glaube", sagt Danh Vo.

Kreuk jedoch hält dagegen: Er betont, dass er Kunstwerke aus seiner Kollektion von 800 Werken verkauft, um neue Stücke zu erwerben. "Jeder verkauft, aber nicht jeder geht offen damit um."

(Annemarie Pervan)