Kontra auf Drozda: „6 Euro Stundenlohn ist ein Pressegag“
Von Thomas Trenkler
Am 22. Juli erschien im KURIER ein Interview mit Thomas Drozda, das manche in Wallungen versetzte. Denn der ehemalige Kulturminister, nun Bundesgeschäftsführer der SPÖ, stilisierte sich als Kämpfer für die Rechte der Arbeitnehmer: Er fordert einen Kollektivvertrag für die Mitarbeiter der Bundesmuseen.
Auf die Nachfrage, warum er erst jetzt, als Oppositionspolitiker, darauf poche, sagte Drozda, er hätte den Kollektivvertrag „bereits als Minister auf die Agenda gesetzt“. Was dezidiert in Abrede gestellt wird – u.a. von Helmut Myslik, dem nun pensionierten Betriebsratsvorsitzenden der Albertina. Drozda hätte zwar seit Jahren einen fertigen Entwurf bei sich liegen, aber als Minister nichts unternommen.
Rund um die Jahrtausendwende wurden die Bundesmuseen ausgegliedert. Das KHM, damals unter der Leitung von Wilfried Seipel, übernahm die Vorreiterrolle und verhandelte auch einen Kollektivvertrag für die eigenen Mitarbeiter. Bei den anderen Museen dürfte man mehr oder weniger absichtlich auf einen solchen vergessen haben. Von 2004 an habe er, sagt Myslik, die Verantwortlichen von der Notwendigkeit zu überzeugen versucht: zunächst Elisabeth Gehrer (ÖVP), Kulturministerin bis Anfang 2007, und danach Claudia Schmied (SPÖ). Die Betriebsrätekonferenz habe in der Folge ihre Vorschläge auch an Josef Ostermayer, SPÖ-Kulturminister von 2014 bis 2016, und eben Drozda übermittelt, sagt Myslik: „Beiden Herren ist es, trotz persönlichem Versprechen, gelungen, dieses Thema vom Tisch zu wischen!“ Nach der letzten Nationalratswahl im Oktober 2017 sei man nochmals bei den Kultursprechern der Parteien vorstellig worden. Einzig Wolfgang Zinggl, der ehemalige Grüne, der jetzt für die Liste Pilz arbeitet und nicht mehr kandidieren wird, habe sich der Sache angenommen: „Alle anderen Parteien haben, wie könnte es anders sein, unser Schreiben nicht einmal beantwortet.“
Gegen einen Kollektivvertrag hätten sich laut Myslik sämtliche Direktionen ausgesprochen: Es herrsche die Meinung vor, dass dieser mehr Geld kosten würde. Und Zinggl sagt, dass die Kulturminister „Angst“ vor den Direktoren hätten: „Das ist traurig.“ Er kritisiert zudem die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), deren Funktionäre zu wenig Druck machen würden. Als Grund mutmaßt Myslik den Umstand, dass Zinggl weder der SPÖ noch der ÖVP angehöre.
Das nennt man wohl Sozialpartnerschaft. Und daher passierte auch nichts unter ÖVP-Kulturminister Gernot Blümel (ab Jänner 2018), und es wird auch nichts passieren unter Kulturminister Alexander Schallenberg (seit Mai). Ganz so drastisch, wie von Drozda im Interview geschildert, dürfte die Situation aber nicht sein. Denn Myslik sagt: „Das Beispiel mit 6 Euro Stundenlohn ist ein Pressegag, mehr nicht.“
Dies widerum will Drozda nicht unkommentiert stehenlassen, muss aber etwas nachbessern: Bei den Bundesmuseen würden „manchmal nur 6,50 Euro pro Stunde gezahlt“ werden, „wie aktuelle Job-Ausschreibungen zeigen“.
Die Bundesmuseen reagieren: Solche Jobs "gibt es nicht"
Der KURIER fragte daher bei mehreren Bundesmuseen nach. Das Museum moderner Kunst (Mumok) antwortete: "Unsere Geschäftsleitung kann dieses Statement für das Mumok nicht bestätigen und stellt dies ebenso in Abrede wie der Betriebsrat der Albertina." Das Kunsthistorische Museum gab bekannt: "Im KHM-Museumsverband gibt es keine Jobs, bei denen nur 6,50 Euro gezahlt werden."
Die grafische Sammlung Albertina will sich nicht zu Politiker-Statements über die Medien äußern, meint aber, dass man sich "über die aktuellen Gehälter bei uns unter folgendem Link ein Bild machen" könne: https://www.albertina.at/karriere/offene-stellen/
Der Jahresmindestgehalt zum Beispiel für das Backoffice im Museumsshop der Albertina oder als Haustechniker im Facilitymanagement wird mit 25.200 Euro brutto angegeben.