Kultur

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"Now It’s Over", "Jetzt ist’s vorbei", so lautet der kokette Titel der Ausstellung der Wiener Galerie Meyer Kainer (bis 27. 2.). Gerade mal einen Häuserblock entfernt, an der Akademie der bildenden Künste, hat der in Brasilien geborene und in Wien aufgewachsene Christian Rosa 2012 seinen Abschluss gemacht, als Schüler des Punk- und Pop-affinen Malers Daniel Richter.

Seitdem hat Rosa eine wilde Fahrt hingelegt – die Bienentanz-artigen Strichgemälde, die in der Schau zu sehen sind, könnten eine Ahnung davon geben. Der Künstler, der teils in Los Angeles lebt, wurde zum Liebling einer spekulativ agierenden Sammlerschicht und spielte die Rolle des malenden Rockstars mit. In Videos sieht man ihn am Skateboard, mal im Ferrari (das Geschenk eines Sammlers, sagt er), erlebt ihn biertrinkend, rauchend, partymachend. 2014, am Höhepunkt der Rosa-Welle, wurde ein Gemälde bei Sotheby’s um 116.500 Pfund verkauft; geschätzt worden war es auf 15.000 Pfund.

Und jetzt – vorbei?

Die Lust, aus dem Überflieger die Luft herauszulassen, ist in Wien groß - dass unter seinen Ex-Kollegen an der Akademie auch der eine oder andere Neider ist, darf man vermuten. Doch generell stellt Rosas "Heimkehr" die Frage, wie mit Kunst umzugehen ist, die im Social-Media-Zeitalter angekommen ist.

Wo jeder Facebook-Clip mit den Worten "Dieses Video wird dein Leben verändern" angekündigt wird, darf man sich nicht wundern, wenn ähnliche Heilserwartungen an Malerei geheftet werden. Rosas Ruf floriert durch die "Like"-Ökonomie in sozialen Medien – und diese kennt nur Jubel oder Vergessen.

Wo jedes neue Kunstwerk auf ein Podest aus historischen Bezügen gestellt werden muss, um etwas zu gelten, ist es zugleich nicht verwunderlich, dass ein junger Künstler dieses Podest demonstrativ nicht erklimmt – und einfach malt. Die Vergleiche mit Jean-Michel Basquiat und Joan Miró, die regelmäßig an Rosas Bilder herangeschleppt werden, sind gerade daher großer Blödsinn.

Tabula rasa

Die Werke, die Rosa meist auf ungrundierter Leinwand ausführt, sind vor dem Bemühen zu verstehen, „Tabula rasa“ zu machen, im Wunsch, unbeschwert Künstler zu sein – darin liegt ihre "Rebellion", nicht in irgend einer radikalen Bildsprache.

Befreiungsgesten bleiben leider oft nicht lange frisch, und es ist kaum vorstellbar, dass Rosa den Hype-Modus auf Dauer durchhält.

Was man angesichts seiner aktuellen Bilder, die oft Notenzeilen als Ausgangspunkt nehmen, sagen kann, ist, dass sich Rosas Malerei sehr wohl weiterentwickelt. Und ob die Preise – 45.000 bis 55.000 € für große Formate, 7000 – 10.000 € für kleine – steigen oder fallen werden, ist den Leuten, die sich wirklich für Kunst interessieren, ja egal. Oder?