Kultur

Kleine Kunstwerke für die Füße

Es gibt wohl kaum einen Tick, den man sich lieber unterstellen lässt, als einen Schuhtick. Carrie Bradshaw, die Titelheldin aus "Sex and the City", litt ebenso ungeniert daran, wie der einstige Pop-Darling Mariah Carey, die laut eigenen Angaben in ihren besten Zeiten gar 10.000 Exemplare besaß.

In Sachen Extravaganz können sich aber selbst Stars wie Lady Gaga derzeit im Kunst Haus Wien so manches abschauen. Pumps mit Haifisch-Zähnen und Froschschenkeln, mörderische Plateausohlen aus Elefantendung, Riemchensandalen aus Knoblauchzehen oder Holland-Clogs in Busenform sind nur eine kleine Auswahl an verrückten Kreationen, die dort noch bis 5. Oktober zu sehen sind.

Dass Schuhe nicht nur ein beiläufiges Modeaccessoire sein müssen, sondern unter den Händen von Stararchitekten wie etwa Zaha Hadid oder Rem Koolhaas gar zu einer anspruchsvollen Kleinskulptur werden können, zeigt die Ausstellung "SHOEting Stars" ebenso wie die Experimentierfreudigkeit von Designern und Künstlern mit neuen Techniken und Materialien.

Schuhe aus dem 3D-Drucker, die sich skelettartig um den Fuß schmiegen, stehen hier neben Exemplaren aus Papier, Beton, Silberbesteck, Holz, Besen, Zucker oder Porzellan (siehe Fotostrecke). Ergänzt wird die Schau durch den Kosmos der Fußbekleidung mit dazu passenden Fotos und Videos aus den letzten Jahrzehnten.

"SHOEting Stars" im Kunst Haus Wien

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Auf hohen Haken

Ganz nach dem Motto "Wer schön sein will, muss leiden" setzen sich auch viele Arbeiten kritisch mit dem Thema High Heels auseinander. Sind sie nun ein Statussymbol für die selbstbewusste Frau oder doch eher eine Fußfessel, um dem männlichen Geschlecht zu gefallen? Die Österreicherin Ona. B. hat beispielsweise eine raumgreifende Installation mit Stöckelschuhen und Krücken geschaffen, die durchaus auch den Topos Vergänglichkeit miteinbezieht. Der Stöckelschuh evoziert hier Schönheit, Jugend und Erotik, die Krücke symbolisiert hingegen die Last des Alters und der Gebrechlichkeit.

Die finnische Künstlerin Kaarina Kaikkonen hat wiederum die alten Ballschuhe ihrer verstorbenen Mutter zerschnitten, die Sohlen aufgefächert und daraus filigrane Insekten und Blumen geschaffen, um so ihre Trauer besser verarbeiten zu können.

Noch bevor man in die Ausstellung geht, kann man übrigens im Foyer des Kunst Hauses seine Geschicklichkeit bei einem High Heels-Parcour testen. Selbst Männer bis Schuhgröße 46 werden hier fündig. Bei dem für Hundertwasser typisch unebenen Boden ist das selbst für Erprobte eine echte Herausforderung.

Die etwa 220 experimentellen Schuhkreationen von Designern, Künstlern und Architekten aus 27 verschiedenen Ländern wurden meist als Unikate oder Kleinserien hergestellt. Sie zeichnen sich durch außergewöhnliche Formgebung und Materialien aus – oft zu Lasten der Tragfähigkeit.

Entwürfe aus Österreich

Neben Irene Andessners essbaren Schokoladen-Pumps sind in der Schau u.a. auch Entwürfe von Birgit Jürgenssen und Rosa Mosa zu sehen. Die Künstlerin Ona. B. hat eine raumgreifende Installation beigetragen und von Deborah Sengl ist ein Art Stiefel aus Hirschleder ausgestellt.

INFO: "SHOEting Stars. Der Schuh in Kunst und Design", bis 5. 10. im Kunst Haus Wien, täglich von 10 bis 19 Uhr
www.kunsthauswien.com