Kerres verlässt das Konzerthaus
Von Georg Leyrer
Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, ganz und gar nicht." Da schwingt bei Bernhard Kerres dann doch Wehmut in der Stimme mit. Aber "das Ende der 100. Saison ist ein guter Zeitpunkt, um sich zu neuen Ufern aufzumachen", sagte Kerres am Montagabend zum KURIER. Und somit steht nun fest: Mit Ende der Saison 2012/13 verlässt der Intendant das Konzerthaus.
Kerres hatte den Posten – einen der prominentesten Musikmanagerjobs des Landes – als Nachfolger von Christoph Lieben-Seutter im Jahr 2007 angetreten. Eines der Problemfelder im Konzerthaus konnte in seiner Amtszeit nicht bereinigt werden: Für eine Lösung bezüglich der verbliebenen Schulden in Millionenhöhe aus der Konzerthaus-Renovierung hat Kerres kein Gehör bei der Wiener Stadtpolitik gefunden. "Die Schulden haben wir, daran hat sich nichts geändert", sagt Kerres. "Natürlich hätte ich gerne – wie jeder Kulturmanager – signifikant mehr Geld gehabt. Es ist alles andere als einfach, so ein Haus wirtschaftlich zu führen."
Dennoch hinterlasse er ein Haus, das "man gerne übergibt": Es sei ihm gelungen, "die Besucherzahlen signifikant zu steigern. Wir hatten einen enormen Zuwachs an verkauften Abos und werden in der Jubiläumssaison ein Plus von 15 Prozent haben und erstmals an die oder über 30.000 Abos verkaufen."
Gründe
"Es war mir immer klar, dass ich im Konzerthaus nicht in Pension gehen werde", sagte Kerres.
Umfassendere Gründe für seinen Abschied – etwa die Hürden im heiklen Wiener Musikleben – wollte er nicht gelten lassen. Es sei wie in jedem Job: "Manchmal kommt man mit seiner Meinung halt nicht durch." Aber "es gab wahnsinnig viel Positives, mehr, als ich mir je erwartet hätte. Es war für mich erstaunlich, wie viele Menschen dem Haus wohlwollend gegenüber stehen," insbesondere Mitarbeiter, Künstler und das "extrem neugierige Publikum". Auch im Bereich der öffentlichen Hand haben "viele für dieses Haus gekämpft".
Und er hat es als "faszinierend" erlebt, "dass man doch etwas bewegen kann."
Mit dem "klar definierten Ablaufdatum vor Augen" geht Kerres nun jeden Tag ins Büro. Und er gewinnt trotz Wehmut dem Abschied auch Pluspunkte ab: "Mehr Zeit für die Familie zu haben, nicht jeden Abend weg zu sein." Als Abschieds-"Geschenk" empfinde er, dass im Herbst 2013 in der Ankerbrotfabrik das neue "Community Art Center" namens "((superar))" eröffnet wird, das größte Musikvermittlungszentrum Österreichs.
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