Kultur

Kennedy und der Klingelbeutel

525 Jahre sind die Wiener Sängerknaben alt, Georg Spiegelhofer ist 450 Jahre jünger. Der ehemalige KURIER-Redakteur (1979–1995) hat in seinen späten Jahren sein lang gehegtes Vorhaben wahr gemacht, ein Buch über seine vier Jahre bei den Sängerknaben zu schreiben.

Der Titel des umfangreichen Buches „Ein kleines Lied“ ist von Marie Ebner-Eschenbach entliehen – „eine ganze Seele“ liegt demnach darin. Und die Liebe zum Detail, mit der Spiegelhofer von seinen Tourneen und Auftritten berichtet, lässt verstehen, was damit gemeint ist.

Einer der Höhepunkte in der Sängerknaben-Karriere des Autors: der Besuch von US-Präsident John F. Kennedy in Wien 1961 – das historische Gipfeltreffen mit dem UdSSR-Machthaber Nikita Chruschtschow. Kennedy besuchte in diesem Rahmen auch den Sonntagsgottesdienst im Stephansdom, zelebriert von Kardinal Franz König, unter musikalischer Mitwirkung der Sängerknaben.

Eine hübsche Anekdote hat der Autor da zu erzählen: Als der Mesner den Klingelbeutel dem US-Präsidenten hinhielt, hatte dieser offenbar kein Bargeld eingesteckt und lächelte verlegen. Ehefrau Jackie half aus und reichte dem Gatten einen Geldschein, den dieser einwarf. Der Mesner war zufrieden: „Vergelt ’s Gott.“

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