Katy Perry in Wien: Optischer Overkill statt berührender Songs
Tanzende Flamingos, Riesen-Insekten, die von fleischfressenden Pflanzen verschlungen werden, ein gigantisches Auge und mannshohe Würfel hatte Katy Perry mitgebracht, als sie Montagabend in der Wiener Stadthalle auftrat. Dazu einen eine Allee aus Rosen, Akrobaten, den blauen Hai und einen Basketball-Platz. Und . . .
Na, schon gelangweilt von der Aufzählung? Schon bei der Hälfte aller Gags, die die Amerikanerin in ihre „Witness“-Show eingebaut hat? Natürlich! Es war ja auch in der Stadthalle schon bei der Hälfte langweilig.
Dabei war all das durchaus gut gemacht. Auch wenn es keinen roten Faden in der in fünf Akte gegliederten Varietee-Aufführung zu geben schien (außer irre-bunt und alles davon), jedes Szenenbild sah für sich genommen gut aus. In dieser Masse aber war es zu viel des Guten. Nie, nicht einmal bei den zwei ruhigeren, akustischen Songs, durfte es nur um die Musik gehen. „Wide Awake“ sang die 33-Jährige mit der akustischen Gitarre auf einer Attrappe des Planeten Saturn sitzend, der unter der Decke durch die Halle schwebte. Mutig erhob sich Perry immer wieder in die Luft - bei „Pendulum“ auf einer Uhr stehend, bei „I Kissed A Girl“, um von einem Monstermund verschlungen zu werden.
So war das „Konzert“ vor allem anderen ein optischer Overkill. Musikalisch spielte sich nicht viel Bemerkenswertes ab. All ihre größten Hits packte Perry hintereinander in einen einzige Akt - noch dazu gleich in den zweiten! „California Gurls“, „Hot N Cold“ und „Teenage Dream“ haben zwar wenig Tiefgang, sind aber zumindest eingängige, gut gemachte Pop-Stücke. Sie hätten zwischen drinnen vielleicht immer wieder etwas Leben in das Set gebracht. Die Songs von Perrys jüngstem Albums „Witness“, die in der Stadthalle fast alle zu hören waren, sind nämlich mit wenigen Ausnahmen („Into Me You See“) nichtssagend. Sie wurden von der auf Dauer-Power eingestellten Band in genauso nichtssagendem, austauschbarem Charts-Sound durchgepeitscht. Und nicht nur einmal war zu hören, dass Perrys gesanglichen Fähigkeiten Grenzen gesetzt sind.
Zu Gute halten muss man ihr, dass sie sich sehr um ihr Publikum bemühte, immer wieder auch mit einzelnen Fans sprach und die Show nicht so mechanisch und unbeteiligt abspulte, wie zum Beispiel Rihanna. Aber das reichte nicht, um den Mangel an emotionalem Gewicht, an Berührendem in den Songs auszugleichen. Und wenn Perry die „Wittness“-Show gezielt so überbordend angelegt hat, um diesen Mangel zu kompensieren: Es hat nicht funktioniert. Schon fünf Minuten nach der Show war alles, was in Erinnerung geblieben war, die monströse Hand, auf der Perry beim Finale mit „Firework“ stand.